Alien Sex Fiend – ein lebenslanger „Death Trip“

Über Alien Sex Fiend und ihr neues Albums „Death Trip“

Exzentrisch, abgespaced, total durchgeknallt, zu sehr Techno um Gothic zu sein … all das hab ich schon gehört, wenn es um die britische Band Alien Sex Fiend geht. Man muss sie lieben oder hassen – spurlos vorbei gehen sie an einem nicht.

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Nik und Mrs. Fiend – oder mit bürgerlichem Namen Nikolas und Christine Wade – sind der kreative und energetische Kern von Alien Sex Fiend. Nicht nur ihre Musik ist total anders, sondern auch die Arbeitsteilung in der Band ist anders herum: er singt und fertigt das Artwork der CDs/LPs, sie macht die Musik und dreht extrem professionell an den Reglern im Soundlabor. Bei dieser Zusammenarbeit entstehen elektronisch-technoide Klänge, Loops, kernige oder verzerrte Soundeffekte – mal mehr, mal weniger unterlegt mit E-Gitarren. Dazu Nik Fiends abgedrehte Stimme mit exaltierten Tönen, zombiehaftem Raunen oder fordernden, wahnsinnigen Schreien.

Alien Sex Fiend Fotos und meine Lieblings-Tasse
Alien Sex Fiend früher – dazu meine Lieblings-Tasse

Alien Sex Fiend stehen bis heute für einzigartige, schräge Sounds und unübertroffene Zombie-Performance. Sie sind so sympathisch abgedreht und unverwechselbar in allem, was sie tun, dass ich völlig hin und weg war, als ich sie das 1. Mal live sah. Seither bin ich dicker Fan und trinke meinen Tee daheim nur noch aus Alien Sex Fiend-Tassen 😉

Here come the Fiends!

Ich habe Alien Sex Fiend erst beim Zillo-Festival 2004 auf der Loreley am Rhein kennengelernt. Ja, ich bin kein Fan der ersten Stunde, so alt bin ich nun auch wieder nicht **ooops, sorry!***.
Die Band gibt es nämlich bereits seit 1982 und wurde ins Leben gerufen, nachdem Mrs. Fiend dem Nik ihre beeindruckende Plattensammlung (und so weiter…) gezeigt hatte. Sie ergänzte die Band damals als die Vierte im Bunde – neben Johnnie „Ha Ha“ Freshwater (Schlagzeug) und David „Yaxi Highrizer“ James (Gitarre). Sie sollte mit ihren Keyboard-Fähigkeiten „etwas verrückten Lärm und bisschen Percussion“ einbringen. Ein Jahr später erschien Alien Sex Fiends Debüt „Who’s been sleeping in my brain?“ mit den Indie Chart-Erfolgstracks „Ignore The Machine“ und „Lips Can’t Go“.

Alien Sex Fiend (ASF) sind künftig verantwortlich für Szene-Hits wie „Dead & Buried“, „R.I.P.“, „I Walk The Line“ und „Now I’m Feeling Zombified“.

Alien Sex Fiend - das meistgetragene T-Shirt der Szene_copyright clerique noire
Das meistgetragene T-Shirt in der Batcave- und Gothic-Szene (Bildrechte: clerique noire)

Release the bats!

Nik Fiend war in den ganz frühen Tagen der Band nach eigenen Aussagen der „Hausmeister“ des legendären Londoner Batcave Club. Er übernahm die Leitung während Specimen, die Gründerband, auf Tournee gingen. Nik Fiend führte in dieser Zeit den Club fast allein. Er sorgte dafür, dass The Batcave am Leicester Square in Soho durch Auftritte junger, alternativer Bands wie The Cure, The Bollock Brothers, Ultravox, Siouxie & the Banshees, Sex Gang Children, The Damned oder Nick Cave zum Treff für den Londoner Underground jeglicher Art avancierte. Wohl aus diesen Gründen werden Alien Sex Fiend besonders von allen sogenannten „Batcavern“ / Gothic-Punks nach wie vor kultig verehrt. Das T-Shirt mit dem Alien Sex Fiend-Schriftzug ist nach meinem Erleben das Meistgetragene in der Szene.

Das Motto von Familie Fiend ist: lebenslang anders sein und nie so klingen wie andere Bands oder Musik oder wie irgendjemand es von ihnen verlangt. Damit sie diese Eigenständigkeit durchziehen konnten, veröffentlichen sie seit 1996 alles auf ihrem eigenen Plattenlabel 13th Moon Records.

„Death Trip“ ist geboren

Am 3. Mai 2010 haben Alien Sex Fiend ihr 16. Studio-Album veröffentlicht. Neu und auf vielfachen Wunsch der Fans gibt’s das seit 1998 erstmalig auch wieder auf heiligem Vinyl – in einer limitierten Edition von 666 Stück – handnummeriert von Master Fiend himself. Das musste ich natürlich haben und ich hab es jetzt auch – sogar mit persönlichem Autogramm und Widmung. Aber das ist eine ganz andere Geschichte rund um Verpackungen, die Fiends & und die liebe Liz, die den hauseigenen Online-Store „for everything fiendish“ namens Blue Crumb Truck betreut.

Das neue Album begeistert mal wieder mit crazy Artwork. Wobei die Platte „gefühlt“ noch verrückter gestaltet ist als die CD. Aber letztere kenne ich auch nur von außen. Hier hat sich Nik Fiend, der Meister des schizophrenen, düsteren, hirnsaugenden Pinselstrichs, mal wieder voll toll ausgetobt.

Rückseite "Death Trip" Artwork von Nik Fiend
Rückseite „Death Trip“ – Artwork von Nik Fiend und meine handnummerierte 086 von 666 Stück

Ich mag „Death Trip“ sehr. Es ist natürlich ein Album, was man häufiger hören muss – so geht mir das aber immer mit ASF. Ich hab hier zu jedem Song meinen bescheidenen Eindruck geschrieben. Ich bin kein Musiker oder geübter Musikkritiker, sondern sicher besser im Beschreiben von Reiseabenteuern. Daher nehmt es bitte als meine subjektive, wenig ausgeklügelte Kurzeinschätzung. Meine Anspieltipps sind fett markiert.

Death Trip – Vinyl Seite A

–       Eraserdrone: grooviges Intro

–       Land of the living dead: hier kriechen beim Hören förmlich die Zombies vom Plattenteller – sehr geil!

–       One Way Ticket: geht gut ab und ist ein echter Ohrwurm

–       The Hills have Eyes: naja, nicht so mein Ding. Zwar auch schön kriechend und gruselig, aber nicht ergreifend. Liegt vllt. auch daran, dass ich den gleichnamigen Horror-Film nicht mag.

–       B.B.F.C.: Bastard, Bastard, fucking c**t…you’re a c**t, you know you are… Das klingt emotional verletzt.

Death Trip – Vinyl Seite B

–       Intensify The Treatment: schmerzt etwas, soll es wohl auch. Hier verspricht die Warnung auf dem Back Cover nicht zu viel.

–       Dance of the Dead ist sehr intensiv, schnell, hat Power. Nik zeigt kraftvoll Stimme.

–       Voodoo ist der absolute Hammer und für mich der beste Song auf der Platte! Mit 6,5 min ein kleines Soundmonument, das ist für Alien Sex Fiend aber nicht ungewöhnlich. Elektronisch verknarzter Industrial, unterlegt mit einem Drumbeat und einer Gruselmelodie, die klingt wie aus dem alten s/w-Film „Planet 9 from outer space“. Auch gut kommt Niks gruseliges Gemurmel. Bei dem Stück fühlt man sich auf die Insel der Toten versetzt.

–       Beyond a psychic evil: Sehr experimentell und psychedelisch.

–       Ooops! Wrong Planet: typisches Alien-Lied, mit verzerrter Stimme, guter Beat.

Huch, das sind ja fast alles Anspieltipps 🙂 – also holt es Euch einfach und schreibt hier als Kommentar, wie ihr es findet. Am Pfingstsonntag haben Alien Sex Fiend auf dem WGT 2010 aber nur „One Way Ticket“ vom neuen Album gespielt – wenn ich das richtig mitgekriegt habe.

Übrigens…Ich hab mir gestern den Instrumental-Soundtrack zum wenig bekannten PC Game „Inferno“ gekauft. Den haben nämlich auch die Fiends gemacht, wie ich beim Recherchieren für diesen Artikel feststellen durfte. Games spiele ich eh am liebsten auf dem Plattenspieler ;-).

Aktuelle News zu den Fiends findet ihr immer hier auf der Alien Sex Fiend Homepage .

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2 Kommentare zu „Alien Sex Fiend – ein lebenslanger „Death Trip““

  1. Klingt gut. Da werde ich mir die Platte wohl auch besorgen müssen 🙂

    ASF sind wirklich nie stehen geblieben, das unterscheidet sie von vielen anderen Bands der Szene. Schöner Artikel!

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