Englisch für Grufties: dead ringer

Der „Dead Ringer“ ist kein zu lauter Wecker. Auch kein Muskelprotz, der dich im Schwitzkasten haltend zu Tode ringt. Und schon gar kein ominöser, fieser Anrufer, der sich am anderen Ende tot stellt und nur beänstigend atmet. Wenn man allerdings „You are a dead ringer for Max Schreck zu hören bekommt, dann mag das höchstens in Grufti-Kreisen noch als Kompliment durchgehen. Aber auch da nicht immer zuverlässig. Entscheidet selbst, ob ihr darauf pikiert oder erfreut reagiert, sobald ihr diese Lesson durch habt. 😆

Lesson 2:

dead ringer

to be a dead ringer for sb.
= jemandem aufs Haar gleichen / der Doppelgänger / an exact duplicate

Wie kommt es, dass diese zwei englischen Worte „Doppelgänger“ bedeuten? „dead ringer“ klingt eher nach einer tödlichen Dosis Anabolika. Normalerweise verwendet man für Menschen, die sich (bis) aufs Haar gleichen eher den englischen Begriff „look-alike“, „double“ und manchmal auch das aus dem Deutschen ins Englische übernommene Wort „doppelganger/doubleganger“.

Tatsächlich gibt es auch zur Wortentstehung von „dead ringer“ wieder eine düstere Sage, die durchs Internet geistert. So käme – ähnlich wie „graveyard shift“ – auch dieses Wort aus der Zeit der Rettungswecker, als die Menschen noch Angst hatten, lebendig begraben zu werden. Die Toten bekamen eine Schlinge um das Handgelenk, um bei einer spontanen Erwachung klingeln und die Totengräber auf sich aufmerksam machen zu können. Aber das hätte wenig mit Doppelgängern sondern fast was mit Wiedergängern zu tun. 😐

Wie kam es nun also dazu, dass „dead“ + „ringer“ einen Doppelgänger ergeben?

„ringer“ ist fast interessanter, weil vielfältiger. Deshalb fangen wir mal damit an und graben uns zu „dead“ durch.

„ringer“ war ursprünglich die Bezeichnung für eine gefälschte Goldmünze. Traf ein solcher Münzen-Fake auf eine harte Oberfläche, erklang ein hoher Ton – sie klingelte hell wie ein Glöckchen. Daran erkannte man die Fälschung, denn echte Münzen aus Gold klangen nicht so hell, da sie schwerer waren.

„to ring true“ bedeutet „echt/wahr klingen“. Früher wurde das Verb „to ring“ nicht nur für läuten und klingeln verwendet, sondern in bestimmten, zumeist illegalen Zusammenhängen auch für „to substitute/exchange“. Als „car ringing“ bezeichnet man heute noch das Austauschen des Nummernschildes bei gestohlenen Autos mit dem eines echten, meist verschrotteten Wagens. (Quelle)

Aufs falsche Pferd gesetzt? Nicht mit dem (dead) ringer…

Das Wort „ringer“ wurde besonders bei Pferderennen in seiner Bedeutung geprägt. Bei horse races waren „ringer“ erstklassige Pferde, die heimlich gegen optisch gleiche, zweitklassige Pferde ersetzt wurden. So konnte jeder, der vom Pferdetausch wusste, sich einen geldwerten Wettvorteil erschummeln, indem er alles auf den „ringer“ setzte.

Doch auch das Wörtchen „dead“ ist nicht so tot wie es den Anschein hat. In Verbindung mit manchen Begriffen wie „dead center“ (exakt in der Mitte) und „dead on time“ (absolut pünktlich) bedeutet es auch „exakt“ oder „absolut“.

Somit ergibt sich nun die Wortformel:

dead = exakt

ringer = Fake

der exakte Fake = jemandem bis aufs Haar gleichen.

q.e.d. (quod erat demonstrandum) oder w.z.b.w. (was zu beweisen war) 😉

Mal abgesehen vom geschätzten Fleischklops Meat Loaf, dessen zweites Album Dead Ringer (1981) hieß gibt es noch einen gleichnamigen, sehenswerten Film von David Cronenberg. Der ist auch einer meiner Lieblingsregisseure für schräge Filme mit teilweise unauslotbarer Horrorpsychologie (u.a. Die Fliege).

Der deutsche Filmtitel von „Dead Ringers“ lautet „Die Unzertrennlichen“ und ist kein expliziter Horrorfilm. Er handelt von zwei charakterlich sehr unterschiedlichen Zwillingsbrüdern, die beide grandios von Jeremy Irons gespielt werden. Beide sind hochgeachtete Gynäkologen, die sich intensiv und gemeinsam ihrer Forschungsarbeit widmen. Sie teilen alles, u.a. eine gemeinsame Wohnung und auch ihre weiblichen Eroberungen. Kompliziert und abgründig wird es erst, als plötzlich Liebe, Enttäuschung, Depressionen und Drogen ins Spiel kommen, welche die unzertrennliche Symbiose der Dead Ringers bedrohen.

 

Gibt es von Dir einen Doppelgänger? Oder bist du vielleicht selbst ein dead ringer??  😯 Lasst wissen.

 

0.00 avg. rating (0% score) - 0 votes

3 Kommentare zu „Englisch für Grufties: dead ringer“

  1. Auch ohne eigenen Doppelgänger bin ich von dem Artikel sehr angetan. Die Herleitung des Begriffs ist Dir sehr spannend gelungen, mitnichten ein trockener Stoff, im Gegenteil. Gerne mehr davon.

    1. Danke Dir und ja, die gruftihafte Sprachbildung wird demnächst fortgeführt!

      Gerade vorgestern hat mir jemand bescheinigt, definitiv ein dead ringer zu sein. Hat das aber nur von einem Profilbild abgeleitet. 😀

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.