Auf dieser slowakischen Burg und heutigen Ruine geschah viel Schreckliches – und es blieb lange Zeit unbemerkt. Kein Wunder in den damaligen Zeiten, als der Adel Macht über die niederen Stände hatte. Außerdem liegt die Burg Cachtice versteckt auf einem Berg, ist total von Wald umrahmt, so dass man sie erst aus 300m Entfernung sieht.
Keine Legende – die Blutgräfin
Auf Cachtice lebte Gräfin Elisabeth Báthory (* 7. August 1560 in Nyírbátor, Ungarn; † 21. August 1614 auf Burg Cachtice, Königliches Ungarn, heute Slowakei). Sie war das weibliche Pendant zu sadistischen Herrschern wie Vlad Tepes (Dracula) und Gilles de Rais. Es wird heute vermutet, dass sie bis zu 600 Mädchen – im speziellen: Jungfrauen – auf sadistische Art und Weise umgebracht hat. Über die genaue Zahl der Opfer ist man sich nicht sicher – Fakt ist, dass es viele Mädchen waren – meist aus armen Verhältnissen und als Dienstmägde auf der Burg angestellt. Sie zapfte ihr Blut und rieb es sich auf ihre Gesichtshaut. In ihrer verzerrten Wahrnehmung hatte es die verjüngende Wirkung heutiger Antifalten-Cremes. Oft wird behauptet, sie hätte sogar in Jungfrauenblut gebadet, was allerdings aufgrund des schnellen Gerinnungsfaktors ernsthaft zu bezweifeln ist.
Drei Helfershelfer beschafften ihr junge Mädchen aus armen Bauernfamilien der umliegenden Dörfer. Sie wurden als Dienstmägde verpflichtet und auf Geheiß der Báthory grausam zu Tode gefoltert. Die Gier der Blutgräfin nahm bald solche Ausmaße an, dass im näheren Umkreis keine Mädchen mehr zu finden waren und die Bauern Angst vor ihr hatten. Man munkelte, Elisabeth Báthory sei ein Vampir, mit dem Teufel im Bunde. Das wurde noch verstärkt, als immer mehr Leichen im umgrenzenden Wald gefunden wurden. Denn als auf der Burg kein Platz mehr war, ließ sie die toten Mädchen über die Burgmauern den Wölfen zum Fraß vorwerfen.
In Ermangelung von Mädchen niederen Standes aus der Umgebung eröffnete Elisabeth Báthory eine Ausbildungsschule für Adelstöchter auf Cachtice. Das brachte „frisches Blut“ auf die Burg. Jedoch nicht lange. Als die Adels(jung)frauen nicht zurückkehrten, beauftragten deren Familien den Reichskanzler Thurzo mit Nachforschungen. Dieser machte eine Stippvisite auf der Burg, in der es barbarisch stank, überall Fliegen herumschwirrten und die Gerüch(t)e sich bestätigten. Daraufhin wurde Elisabeth Báthory der Prozess gemacht, aber als einflussreiche Adlige erhielt sie nicht die Todesstrafe wie ihre drei Helfershelfer. Die Blutgräfin verbüßte in meinen Augen jedoch eine viel schlimmere Strafe: sie wurde in den Burgturm eingemauert, konnte nur durch ein kleines Loch in der Mauer Kontakt zur Außenwelt halten und lebte so noch vier lange Jahre. Angeblich ohne Reue für ihre Taten.
Die Einwohner von Cachtice und der angrenzenden Dörfer versuchten Elisabeth Báthory zu vergessen. Ihren Namen zu nennen war Jahrzehnte lang verpönt.
Mittlerweile sind aber im kleinen, interessanten Ortsmuseum von Cachtice einige Relikte zur grausamen Burggräfin Elisabeth Báthory zu bewundern – oft neueren Datums, aber auch Porträts und ältere Schriftdokumente. Das Meiste ist auf slowakisch, aber ein Besuch lohnt sich trotzdem.
Blutige Zufälle
Die Burg der Blutgräfin ist nur noch eine Ruine – aber eine, die es in sich hat! Die Atmosphäre kann unheimlich sein. Besonders wenn wie bei unserem ersten Besuch vor drei Jahren ein heftiges Gewitter aufzieht. Es wehte ein starker Wind, der im Burgwald die Bäume knarren ließ und Blätter aufwirbelte, so als würden sich die Nazgul aus Herr der Ringe ankündigen. Mir war nicht so wohl in meiner Haut, zumal man ja nirgends beim Aufstieg die Burg sah. Dann schlug ich mir beim Laufen in meinen offenen Sandalen noch den großen Zeh blutig… Gut, dass ich keine Jungfrau mehr bin :-)! Oben angelangt, war dort außer uns nur noch eine Gruppe junger Mädchen(!). War das noch Zufall?
Man kann auch mit dem Auto hochfahren. Aber das ist ja langweilig. Burgen soll man erobern und diese erst recht. Ihr parkt am besten unten im beschaulichen Ortskern. Neben der Pizzeria „Báthory “ führt eine kleine Straße zur „Hrad“ (Burg). Die Burg liegt auf einem Berg, der jedoch nicht sehr steil ansteigt. Zu Fuss sind je 30min Auf- und Abstieg einzuplanen.
Cachticky Hrad ist sehr groß und der Burgturm, in dem die Blutgräfin ihre Strafe verbüßte, sowie viele Mauern sind noch erhalten. Etwas Besonderes ist das weiße Gestein aus dem die Burg gebaut ist – sie „leuchtet“ dadurch richtig.
Was viele nicht wissen: Die Burg ist unterkellert mit einem Gang, der ca. 4km hinunter nach Cachtice führt. Durch diese Gänge brachten die Helfershelfer die Mädchen aus dem Ort hoch zur Burg. Leider sind 70% davon verschüttet. Ein tschechisches Fernsehteam wollte sie für eine Reportage über Cachtice und die Blutgräfin zu Fuss mit der Kamera erkunden, kam aber nicht sehr weit. Das alles wissen wir von Andrej Stiavnicky. Er hat fünf Bücher mit historisch-belegten Fakten über Erszebet Báthory und ihre Burg geschrieben und verkauft sie direkt auf der Ruine. Dort hatte er sie auf eine Decke gelegt, dazu Zeitungsausschnitte über sich selbst als historischen Buchautor und Referenz. Alle 5 Bände kosteten „nur“ 45 Euro. Er war sehr verkaufstüchtig, doch trotzdem sympathisch. Da die Bücher aber nur in Slowakisch erhältlich waren, konnte ich mich gerade so zurückhalten. Leider verriet uns Andrej nicht, wo sich der Eingang zu den unterirdischen Gängen befindet :-(.
Das war bei unserem 2. Besuch 2009. Da hatten wir sonniges Wetter und eine Flasche slowakischen Wein dabei, die wir in der Abendsonne auf den Burgmauern sitzend leerten. Außerdem trugen wir uns noch ins Gästebuch der Blutgräfin Báthory ein und schwebten anschließend dank des Rotweins leichtfüßig hinunter in den Ort. Nach dem Besuch der Burg ist die Pizzeria „Bathory“ in Cachtice ein absolutes Muss! Hier könnt ihr nicht nur lecker Steinofen-Pizza essen, sondern vor einem Ölgemälde zusammen mit der Blutgräfin posen.
Düsterer Geheimtipp
Auch wenn 2009 schon mehr Besucher auf der Burg waren, so kann man nicht von einer touristischen Vermarktung sprechen. Cachtice ist ein absoluter Geheimtipp für Gothics: sie fasziniert durch ihre mörderisch-gruselige Vergangenheit, ist (noch) ursprünglich erhalten und hat entspannend wenige Touristen.
In Reise-Stimmung kommen
Lesen: Heroine des Grauens von Michael Farin
Sehen 1: Die Gräfin von / mit Julie Delpy und leider auch mit Daniel Brühl (aber er war die einzige Fehlbesetzung im Film)
Sehen 2: Bathory mit Anna Friel – eine slowakisch-tschechische Monumental-Produktion mit wunderschönen Bildern und einer nicht-sadistischen Blutgräfin, die das Opfer einer Verschwörung ist (interessanter Ansatz, aber eher märchenlastig)
Hören 1: Moj Bože von Katka Knechtová – der Song zum Film „Bathory“ und ein Nr. 1-Pop-Hit in der Slowakei/Tschechei. Eigentlich sogar ganz gut.
Hören 2: Woman of Dark Desires der Black Metal Band BATHORY
Route planen zur Blutgräfin Burg Cachtice
Eine Seite mit den wichtigsten Infos zum Mitnehmen auf Reisen: Gratis-Download Gothic Guide Cachtice
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11 Kommentare zu „Cachtice – die Burgruine der Blutgräfin“
Seh ich gerade noch mal. Muss ich unbedingt mal hin. Erst recht nachdem die Gute 2014 meine erste Rolle bei den Horrornächten war. Mal gucken, ob es immer noch so ein Geheimtipp ist.
Wir wollen auch mal wieder vorbeischauen. Nach manchen Orten hat man so eine gewisse Sehnsucht… Vielleicht ist mittlerweile etwas mehr los auf Cachtice, aber trotzdem wird die Burg ihren düsteren Zauber dadurch nicht verlieren. Da müssten dort schon Touristenmassen auflaufen, was ich mir nun nicht vorstellen kann.
Da suche ich EIN PAAR gruselige und spannende Orte für ein Projekt und finde gleich so viel!
Was es in Europa außerhalb der typischen Touristenattraktionen alles zu erleben gibt!
KLASSE! DANKE!
Das ist wirklich interessant..
Klasse! Bitte mehr von solchen Geschichten! 🙂
Mehr davon, pls.
Verwurstet oder nicht. Die Bilder und der Text machen eine tolle Stimmung. Und man bekommt Lust auf mehr.
Klasse Sache!
Da Fällt mir grad ein das mir der Ingris Pitt Film fehlt… *durchwült seine Filmesammlung*
Ein Sondermonster **lach** … Madame Bathory wurde irgendwie ziemlich oft verwurstet. Als Spielzeugfigur in der Monster-Edition hab ich sie auch schon gesehen.
Die Gräfin wurde in dem inzwischen schon etwas angestaubten PC/Mac Spiel Diablo ][ verwurstet. Ein schimmliger Foliant erzählt ihre Geschichte, und man kann sie dann später als Sondermonster in einem Turmkeller bekämpfen…
Und wer massiert mir jetzt meine Gänsehaut weg? 🙂 Man soll solche Berichte einfach nicht lesen, wenn man die Fahrradlampe vergessen hat, wie ich heute.