Ship of Ghouls – Mein WGT 2012

Das Wave-Gotik-Treffen ist schon seit 5 Stunden offiziell vorbei, doch wir machen einfach weiter. Auch wenn ich nach einer Oldschool-EBM-Tanzrunde im Beyerhaus erstmal auf einer Couch abmatten muss. Anstrengend sind diese Treffentage und nach dem 4. Tag bin ich körperlich ziemlich „durch“ – vom Tanzen, Treffen, Sehen, Hören und den guten Partys. Es könnte auch daran liegen, dass ich nach zwei Cuba Libre den dritten mit den Worten: „Ich hätte gern noch so einen – aber diesmal bitte mit Alkohol“ bestellt habe. Eine hochgezogene Augenbraue und zwei geweitete Augen später überreichte mir der Barknecht einen Cuba Libre, der so stark war, dass ich gern nach etwas mehr Cola gefragt hätte. Stolz sei dank – ich tat es nicht ;-). Stattdessen konnte ich den erhöhten Alkoholpegel mit vier Wiener Würstchen kompensieren, denen die Brötchen und sogar das Toastbrot ausgegangen waren. Soweit zu unserem letzten frühen Morgen beim Wave-Gotik-Treffen 2012. Wir hatten Spaß bis 5:30 Uhr – auch dank der netten Gesellschaft der drei Berliner Thorleif, Jule und Nadja. Liebe Grusels to dark Berlin!

Zusammen mit meinem M. Synthetic und dem sehr unterhaltsamen WGT-Neuzugang r@zorbla.de schwebte ich dieses Jahr in vier emotionalen Aggregatzuständen durch’s schwarze Urlaubsland: amüsiert, sehr beeindruckt, völlig aufgelöst und auch enttäuscht.

Amüsiert

Mit den beiden Männern gab es jede Menge zu lachen – von wegen ‚deeply depressed’! Zum Beispiel über diese Wortspiele, Blödeleien und Begegnungen:

Meist begreifen Außenstehende das WGT ja eher als Kostümfest denn als Szenetreffen und einige WGT-Besucher sorgen auch genau für diesen Eindruck. Morgens war unser Running Gag die Frage: „Und, als was gehst Du heute?“ :mrgreen:

Passend dazu amüsierte mich das schlichte, schwarze Shirt eines Besuchers, auf dem vorn in weißer Schrift „KOSTÜM“ stand.

So ähnlich wie dieses LP-Cover von 1983 sah auch der brutal verschimmelte Jackenaufdruck aus

Donnerstagnacht sahen wir in der Embeh (Moritzbastei) einen Punk mit dem Jackenaufdruck „Brutal verschimmelt“ und erweiterten damit sofort unseren Wortschatz. „Na, wie geht’s? – Ach, hör auf, ich fühl mich brutal verschimmelt.“ oder „Wie fandst du das Konzert? – „Die waren doch brutal verschimmelt.“ Unsere Recherche später ergab, dass Brutal verschimmelt eine Punkband aus den frühen 80ern sind. Bei der Namenswahl hatten sie ein glückliches Händchen, beim Musiklabel nicht (Rock-O-Rama).

Jedes Jahr brenne ich eine WGT-CD für die Autofahrt. Diesmal war auch „Ship of Fools“ von Erasure mit drauf. Ich liebe diese 80er-Schnulze! Ab und zu sang ich das in den WGTagen so schwül vor mich hin und eines verklärten Morgens nach einer langen Partynacht machte der r@zorbla.de daraus „Ship of Ghouls“. Sehr treffend für uns drei wankende Zombie-Gestalten…

Den Abschuss zum Abschluss gab uns ein Schlagabtausch mit einem lockeren Passanten am Dienstag vorm Café Puschkin. Der Typ war kein Goth, aber so durchgeknallt, dass es mehr davon geben müsste! Wir waren gerade zu fünft (mit einem befreundeten schwarzen Pärchen) vom Frühstückstisch aufgestanden und verabschiedeten uns voneinander, als ER vorbeilief, stehenblieb und verwundert fragte: „Was ist denn hier los – eine Vollversammlung?“
Ich: „Das Stammestreffen.“ (irgendeine dusslige Zeitung hatte in ein und demselben Artikel das WGT erst als ‚Stammestreffen der schwarzen Szene’ und dann als ‚Stelldichein’ bezeichnet 🙄 )
ER: „Ach, und Du bist die Stammeskönigin?!“
Mein Freund: „Nee, Sie ist die Planetenkönigin.“
ER: „Ach so. Von welchem Planeten denn?“
Ich: „Vom schwarzen.“
ER: „Aha.“ – Pause. – „Naja, ich bin zu alt dafür mit meinen 67 – aber mir geht’s prima!“
Mein Freund: „Sie sehen ja auch noch aus wie ein junger Spritzer!“
ER: „Haha. Aber ehrlich, heute bin ich viel besser als früher, was den Spritzer angeht. Früher, als ich wirklich noch ein junger Spritzer war, da ging ja alles sehr schnell. Aber heute sind die Frauen viel zufriedener mit mir. Wisst ihr (verschwörerischer Blick) – ich rede von Dr. Fingerle. Na, ihr wisst schon!“
Wir bogen uns vor Lachen. Er winkte kurz zum Abschied und lief auch schon weiter – mit einer blassgelben, frischen Rose, die aus der Aldi-Tüte hervorlugte.
Soviel zur herzlichen Offenheit der Leipziger – immer wieder entwaffnend! 😀

Sehr beeindruckt

ORDO EQUITUM SOLIS

Leithana von OES verzauberte uns

OES liebe ich schon seit fast 17 Jahren, aber ich habe sie noch nie live gesehen – auch nicht damals 2001, als sie sich kurz nach ihrem Auftritt beim WGT leider auflösten. Ihr erstes Album „Solstitii Temporis Sensus“ gehört zu meinen atmosphärisch-düsteren Lieblingen bei Kerzenschein und Rotwein – verbunden mit vielen sehr persönlichen Erinnerungen. Ihre Musik wird als Darkfolk bezeichnet und besonders die ersten Alben entfalten eine düster-dämonisch-rituelle Stimmung. Ordo Equitum Solis sollten am Freitag im Heidnischen Dorf spielen, was zwar zu Darkfolk passt, aber eher nicht meine favorisierte Bühne ist. So im Freien und Hellen. Dennoch war das Konzert in genau dieser Location einfach phantastisch! Die sanfte Abendsonne, Pollen“schnee“flug und herüberziehender Rauch vom Spanferkel schufen die perfekte Atmosphäre 😉 . Der Sound war sehr, sehr gut und Ordo Equitum Solis wirklich umwerfend. Ich bekomme immer wieder Gänsehaut, wenn ich mir das Video ansehe. ‚Schuld’ daran ist besonders Sängerin Leithana, die mich mit ihrer zauberhaften Stimme und einer unvergleichlich sympathischen Aura in ihren Bann zog. OES machen einmalige Musik – durch ihren KORGigen Anteil Elektronik gemischt mit Gitarren, melancholischen Melodien und bezauberndem Gesang.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

OPERA MULTI STEEL

Was schräg! Opera Multi Steel sind eine ‚alte’ Coldwave-Band aus Frankreich und richtig gut abgedreht. Die Bühnendeko war düster und im Stil einer Kathedrale gehalten (so wirkte es jedenfalls auf mich): zwei schwarz verhüllte Kanzelpulte mit ihrem Logo und zu Beginn der Performance wurde erstmal ordentlich geweihräuchert. Beim ersten Stück hatten sie auch noch lange Priestermäntel an, später warfen sie mit ritueller Geste elektrische Teelichter ins Publikum, hantierten mit einem Moskitonetz rum… erfrischend durchgeknallt. Es war keine Sekunde langweilig. Opera Multi Steel machen zudem sehr professionelle, handgemachte Musik mit Instrumenten, die man nur noch selten live sieht: Xylophon, Triangel und bei ihrem bekanntesten Stück „Unfroidseul“ spielten zwei Mann gegen Ende auf vier Flöten gleichzeitig – der Wahnsinn!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

BOTEN DES TODES

Es heißt: Wer den Schrei der Schleiereule nachahmt, wird von ihr in Stücke gerissen.

Die „Boten des Todes“ – vornehmlich Krähen, Raben und Totenkopfschwärmer – hatten sich unter dem Dachfirst eines alten Hauses in der Georg-Schwarz-Straße 10 eingenistet. Zwei Jahre haben die Ausstellungszauberer und Biologie-Studenten Katharina und Parm ihre Ausstellung geplant und vorbereitet und viel Herz, Sorgfalt und liebevoll-schwarzes Händchen hineingesteckt. Was für eine Arbeit! Aber es hat sich gelohnt, denn ich fand die Ausstellung besser als jede bisher gesehene in einem Museum. Das lag vor allem an der Atmosphäre des alten Dachbodens, der Geräuschkulisse von Krähen im Winter, an den passenden Farben der Infotafeln in schwarz und rot und der insgesamt sehr düster-mystischen Aufmachung. Wissenschaftliche Fakten wurden interessant und – wichtig! – auch für Laien verständlich vermittelt. Ich habe einiges gelernt, besonders über die Totenkopfschwärmer, über die ich vorher nur wenig wusste. Zu jedem Todesboten erklärten sie dessen mythologische Bedeutung und sein Portrait in Film, Literatur oder Musik – vorzugsweise der schwarzen Szene. Ich würde mich sehr freuen, wenn Parm & Katharina ihre Ausstellung vielleicht noch um einige Boten des Todes erweitern und bei einem der nächsten Wave-Gotik-Treffen wieder dabei wären.

SPONTIS FAMILY TREFFEN

Robert, der „Wizard Of Goth“ von www.spontis.de, und Sabrina hatten am Sonntag zum Blog-Fantreffen im Schillerpark gerufen und diesmal kamen fast doppelt so viele Leser, Freunde und Fans wie im letzten Jahr aus ihren Leipziger Untergrüften gekrochen. Wow! Zeitgleich waren wohl nirgends auf dem WGT so viele Pikes und Grufties mit Geschmack auf einem Fleck versammelt wie hier.

Das Pikes-Wander-Gebirge wurde in den 80er Jahren im Rahmen einer gruftigen Erdplattenverschiebung gebildet und ist immer beim Spontis-Treffen in Leipzig anzutreffen.
Frisch gedruckt in der Gruft: das Spontis-Family-Magazin!

Obwohl wir zuletzt eintrudelten (sorry nochmal!), bekamen wir auch noch drei Exemplare der tollen Selfmade-Magazine zum Spontis Family Treffen mit dem Untertitel „Für die sofortige Abschaffung des Alltags“. Da sind wir ja sofort dabei. Was für eine schöne, geniale Idee! Spontis goes offline sozusagen. Im Magazin wurden die Facetten der Gothic-Szene bei Spontis.de präsentiert durch die Kommentare der Spontis-Community/-Leser zu bestimmten Themen. Garniert war das Heft mit Bildern von Goths der alten Schule – quasi ein Nostalgieblättchen. Wir waren begeistert > dickes Lob an Sabrina, die Chef-Redakteurin.

Das Treffen war echt schööön. Es wurde ungruftig viel gelacht und geblödelt, wir haben uns untereinander mal kürzer, mal länger ausgetauscht und natürlich auch fotografiert.

Wir drei und „unser“ Schatten 😀 (Danke an Sabrina für das Foto im richtigen Moment)

 

Leider mussten wir nach einer Stunde schon wieder los, denn auf der Parkbühne spielten PORTION CONTROL. Die britische EBM-Legende aus den 80ern, die bis heute aktiv ist und gerade erst ein neues saugutes Album herausgebracht haben („Pure Form“), sind live immer eine Wucht. Ich tanzte das gesamte Konzert durch. Neben mir tat Dirk Ivens dasselbe – es war ein schönes Wiedersehen, musikalisch gut untermalt.

PAAAAAAAAATY

Super war wieder die Gothic Pogo Party am Samstagabend – gemeinsam mit ‚unseren’ Koblenzer Freunden und Robert und Sabrina kann man sich hier nur wohlfühlen. Das lag aber nicht nur daran, sondern auch an der guten, seltenen Musik und der Liebe zum schrägen Deko-(De-)Teil. Außerdem an der alternativ-verratzten Location der Alten Damenhandschuhfabrik (dhf), die zig mal besser ist als die charakterlose Halle D im Werk II, in der leider seit 2 Jahren die When-We-Were-Young-Party stattfindet. In der dhf atmet man Punk und Schimmel, man frisst Kunst und Wahnsinn. So muss es sein.

Die 2. Party- oder besser DJ-Offenbarung hatten wir am Sonntagabend in der Ratstonne der Moritzbastei, also der kleinen Tanzfläche nahe dem Innenhof. Hier legte DJ PLASTIKMANN aus dem Ruhrgebiet auf. Er hatte im leider abgebrannten Zwischenfall in Bochum früher seine eigene Party namens „Neon-Welt“, die jetzt auch weitergeführt wird in Köln-Ehrenfeld. An dem Abend gab es Sounds für elektronisch verwöhnte Ohren aus den Bereichen Wave, EBM, New Wave, Synthiepop, 80er und Italo – vor und von allem nicht so die ausgelutschten Sachen. Hach, war das guuuut! Dabei tanzte uns der r@zorbla.de völlig an die Wand – duracellartig und fast ohne Pause durchgehend bis morgens 5:30 Uhr. Wir mussten ihm die Batterien herausnehmen.

DIE BLAUE STUNDE

Das ganze Jahr über und speziell an jedem WGT-Donnerstag, Samstag und Montag veranstaltet ein Dunkelträumer-Kollektiv aus Leipzig „atmosphärische Veranstaltungen für Träumer und Dunkelromantiker“. Das trifft eine Seite von mir, die nicht so viele Menschen kennen oder zu sehen bekommen. Daher habe ich einen Besuch bei der blauen Stunde schon seit 3 Jahren vor – aber erst 2012 hat’s endlich geklappt. Am Montagabend besuchten wir die traditionelle Abschlussveranstaltung der blauen Stunde in einem alten Haus nicht weit entfernt von der AGRA. Kaum betraten wir den Hinterhof, kamen wir uns vor wie in einer anderen Welt. Wir wurden von wildfremden Menschen begrüßt, die mit selbstmitgebrachtem Getränken in Tuschelkreisen zusammen standen. Dazu loderte gemütlich ein Feuer in einer kunstvoll verzierten Blechtonne. Es gab nirgends künstliches Licht. Auch die mit Samt und schwarzen Tüchern verhangenen Räume waren komplett mit Grab-/Kerzen beleuchtet. Überall gedämpfte Lautstärke. In einem Raum lief verhältnismäßig leise Musik, von Dead Can Dance bis Jean-Michel Jarre. Im „Wohnzimmer“ lauerten ein paar Buffetreste, schöne alte Möbel und Sofas und darauf Rosa Chalybeia, mit der wir hier ein paar Minuten länger schwatzen konnten als bei den flüchtigen Treffen zuvor.

Die Blaue Stunde fand ich visuell beeindruckend und innerlich sehr erfüllend. Auch wegen der netten Veranstalter und Besucher dort, mit denen man schnell ins Gespräch kommt und sicher die ganze Nacht bis morgens zur blauen Stunde schwatzen könnte. Für den letzten WGT-Abend war sie uns aber etwas zu ruhig.

Völlig aufgelöst

NÄO

NÄO waren meine Neuentdeckung 2012. Dabei wollten wir nach einem ebenfalls sehr guten, space-igen Konzert von Bad Sector gerade den Volkspalast verlassen. Aber die ersten Klänge waren so vielversprechend, dass wir zum Glück blieben. Bei NÄO wechseln sich elektronisch-bombastische Klangflächen und Samples mit brachialen Gitarren und kräftigem Schlagzeug ab – es war genau meine Musik! Das ging in den Bauch, in die Ohren und auf die Augen. Denn die drei Franzosen lebten ihre Musik auch nach außen. Der Keyboarder headbangte die ganze Zeit über seinen Tasten, zwischendurch flogen die Drumsticks über die Bühne und am fulminanten Ende uferte alles aus und der Keyboarder riss in unerwarteter Punkrock-Manier ein Keyboard heraus und schwang es sich wie wahnsinnig über den Kopf auf den Rücken. Hach, wie geil! Ich bekam mich gar nicht wieder ein und war danach völlig aufgelöst.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Habe noch ein zweites Stück von NÄO komplett aufgenommen – es ist etwas ruhiger zu Beginn.

Enttäuscht

LOVE IS COLDER THAN DEATH

Eigentlich wollte ich über diese Band nur Gutes schreiben und hatte mich sehr auf sie gefreut. Allerdings haben die ihren Auftritt ordentlich versemmelt – nicht nur in meinen Augen und Ohren. Ich kenne nur zwei CDs von Love Is Colder Than Death: Teignmouth & Auter – a Compilation. Beide sind wunderbar düsteratmosphärisch, mit elektronischen Elementen und erinnern ein wenig an Dead Can Dance, aber haben ihren eigenen Stil. Love Is Colder Than Death spielten kein einziges Stück dieser CDs– überhaupt gar nichts mit wahrnehmbarer Elektronik. Stattdessen gaben sie einen einzigen Ethno-Dudel-Brei aus der Sparte „Weltmusik“ zum Besten. Bis auf das Introstück gab es nichts Atmosphärisches und keine Abwechslung. Hätte ich gewusst, dass sich Love Is Colder Than Death komplett von ihrer Musik vor 1995 verabschiedet haben, wäre ich gar nicht erst zum Konzert gegangen.

Der einzige Pluspunkt: die Projektionen, obwohl sich auch die wiederholten

Hinzu kam, dass überhaupt nicht mit dem Publikum gearbeitet wurde. Es gab kein „Hallo“, gar nix! Nur eine Ansage an den Lichttechniker, dass sie gern Lampe auf ihre Trommel wollen. Von einer Performance konnte man nicht reden und die Musiker schienen alle etwas mürrisch. Die Sängerin gab ihr Bestes, aber konnte die nicht erkennbare Spielfreude ihrer Mannen auch nicht herausreißen. Dieses Konzert war eines der langweiligsten, das ich je erlebt habe. Immer nur die selbe Schiene zu spielen und das, obwohl sie eine sehr weite musikalische Bandbreite haben – ach, was war ich enttäuscht! Der Beifall vom Publikum war im Vergleich zur Vorgängerband „Corde Oblique“ (eher unbekannt, aber jung, frisch, energiegeladen) auch deutlich verhaltener.

FROST

Die Geheimtipp-Party „FROST – The Techno Eclipse“ am Samstagabend fand außerhalb des WGT-Programms statt. Das wäre bei solch einer Techno-Ansage sonst wohl auch verstörend gewesen. Daniel Myer (Haujobb, Architect, Destroid) hatte neben ein paar mir unbekannten DJs den Skinny Puppy-Gründer und Musikschrauber Cevin Key als Special Guest-DJ gewonnen – in alter Freundschaft, wie es aussah. Cevin Key war eh ‚in town’, denn er trat mit seinem eigenen Projekt „Download“ beim WGT auf (das Konzert fand ich ganz gut, aber nicht beeindruckend). Der Schuppen mit dem vielversprechenden Namen „Absturz“ war innen klein, aber ganz nett und an der Theke gab es Gisela :D, die r@zorbla.de natürlich gleich verkosten musste. Sie war scharf, billig und undefinierbar.

Enttäuscht war ich von der Musik – die Sounds gingen nicht sonderlich ab und enthielten keine interessanten Klanggebilde. Es war mehr so ein gleichbleibender Beat. Auch Cevin Key war für mich als DJ jetzt nicht die Offenbarung, ich hatte da etwas mehr ‚Verbasteltes’ oder Soundgeschraube erwartet. Zudem das Publikum – naja, wir hätten uns denken können, dass hier einige Normalos und Tekker hingehen. Auch wenn sich später noch ein paar Skinny Puppy-Fans und Elektroniker einfanden. Wir blieben vielleicht 1 Stunde und zogen dann weiter.

 

Fazit

1. Frankreich gewinnt! Zumindest musikalisch. Gleich 3 Bands aus Frankreich haben mich dieses WGT live sehr glücklich gemacht: NÄO, Opera Multi Steel und Ordo Equitum Solis, denn die Sängerin Leithana ist auch Französin.

2. Keine andere Szene hat so ein facettenreiches Festival, dessen Besucher und Veranstaltungen für ein paar Tage eine ganze Stadt kulturell verwandeln. Darauf können wir stolz und Leipzig und den Leipzigern wirklich dankbar sein.

3. Wiedersehen und neue Gleichgesinnte kennenlernen – es war wunderbar mit Euch allen! Ich genieße diese persönlichen Treffen auf dem WGT sehr – sie laden meine inneren schwarzen Batterien auf.

 

Und Dein WGT?

Was war für Dich amüsant, beeindruckend oder brutal verschimmelt?

 

0.00 avg. rating (0% score) - 0 votes

17 Kommentare zu „Ship of Ghouls – Mein WGT 2012“

  1. Pingback: Spontis Wochenschau #9/2012

  2. Ja, das Parkschlösschen war ganz großartig, fand ich auch sehr nett daß im Untergeschoß die WWWY war, da haben sich etliche Besucher auch mal nach oben „verirrt“ um da mal ne Runde übers Parkett zu schubbern, und man konnt auch mal einen Gegenbesuch abstatten – war eigentlich ne ganz tolle Kombination das 😀 – und es war da halt noch nicht so voll weil erst wenige Leute von der Party wussten, da ist der Zulauf in den Folgejahre natürlich auch um einiges größer geworden.

    Spiegelzelt war auch klasse, nur ist leider abgebaut worden. Und stimmt, die Säulen waren im Kaufhaus auch im Weg, auch wenns optisch ganz schön gewesen ist.
    Mal sehen wo man das Ganze im nächsten Jahr unterbringen wird. Das Kaufhaus war an sich nicht schlecht, nur bei dem Aufgebot an Riesenkleidern ist das mit der „perfekten Location“ eben schwieriger. Manche fandens dort auch „nicht romantisch genug“ – kann das so aber nicht unterstreichen, es sind ja immerhin „Neo-Romantische“ Tanznächte mit ebenso eher modernen Musik und kein Living-History Ball *find*

    1. @Rosa: Im Parkschlösschen damals hatte das irgendwie noch einen etwas ‚unorganisierten Spirit‘ und ich fand den Wechsel der Leuts zwischen den beiden Parties auch echt gut. Außerdem hatten die dort tolle Lichtanlage. Habe damals einige schöne Bilder gemacht, auf denen man nur Silhouetten von Körpern in Reifröcken im Lichtspiel sieht *schwärm*. Leider war meine Kamera damals noch nicht so gut.
      Meinst oder weißt Du, dass die neoromantischen Nächte nicht wieder im Kaufhaus stattfinden? Vom Rest der Location passt es auf jeden Fall gut zu den Wedlern und auch zur Party *auch find*, nur eben die Tanzfläche…

  3. @Shan Dark: Als NÄO laufen sollte, war ich noch im Felsenkeller und da hätte ich es nicht mehr rechtzeitig geschafft. Aber ich denke mal dass es noch Gelegenheiten geben wird sie zu sehen. Beim letztjährigen Maschinenfest waren sie auch. Man kann also hoffen 🙂 PS, der zweite Teil meines WGT-Reviews ist auch fertig (Schleichwerbung *hrhr*).

  4. @Shan Dark: Bis morgens haben wir nicht durchgehalten. Aufgebrochen sind wir so gegen halb vier. Durchaus zufrieden und mit einem Lächeln auf den Lippen, auch wenn die ermatteten Knochen weder einen längeren Aufenthalt bei der Blauen Stunde noch den Besuch einer weiteren Abschlussveranstaltung zuließen. Trotzdem oder gerade deshalb muss ich feststellen, dass vier Tage einfach zu kurz sind.

  5. „Aber 4 Tage mit zig tollen Erlebnissen in einen Beitrag zu packen war auch nicht so einfach.“ – Oh, wie recht Du doch hast. Letztendlich hast Du das aber – wie nicht anders zu erwarten – sehr gut hinbekommen. Es war ein Vergnügen, Deinen WGT-Review zu lesen – nicht zuletzt, weil es diverse Überschneidungen mit eigenen Erlebnissen gibt.
    Ich hätte eigentlich auch gedacht, dass mir die blaue Stunde als Ausklang zu ruhig sein könnte. Aber es kam anders als geplant: zu viele bekannte Gesichter tauchten auf, weshalb der Aufenthalt viiiieeeel länger ausfiel und ich bescheinigen kann, dass auch ein ruhiger Ausklang perfekt sein kann.

    1. 🙂 „Brutal verschimmelt“ lässt mich ja auch nicht mehr los…

      @Rosa: Von einer Metflasche hab ich am Montag gar nix mitgekriegt, aber egal – schön war’s. Die Blaue-Stunde-Auftakt-Tanznacht klingt wirklich gut. Das müssen wir nächstes Jahr mal testen, ich konnte nachempfinden, was Du schreibst – sicher fühlt man sich durch die Atmo dort wieder in „Leipzig angekommen“. Haaach, muss das WGT auch schon wieder vorbei sein, ätzend!
      Sicher erinnerst Du Dich auch noch an die neoromantische Tanznacht damals direkt IM Parkschlösschen, als im Untergeschoss die When We Were Young war. Die war wirklich am allerbesten von der location her -zusammen mit dem Zirkusdingens, das war auch stark. Da kommen ja erst die Reifröcke beim Tanzen und die Bewegungen so richtig schön zur Geltung. Ich fand die Tanznächte dieses Jahr im Städtischen Kaufhaus zwar passend von der edlen Location her, aber auf der Tanzfläche war es viel zu eng durch die Säulen – es konnte gar nicht so wirken.

      @Pitje: Ach, das macht nix – ich hab mich gefreut, dass Du Dich überhaupt zu erkennen gegeben hast! 😉 Es wäre klasse, wenn wir uns beim nächsten WGT mal ein bisschen länger unterhalten könnten. Da in der Embeh wurde man ja ständig von guter Musik unterbrochen…unmöglich aber auch! :-p

      @Marcus: Echt, ihr seid da noch bis morgens geblieben am Montag? Du warst dann irgendwie weg, aber vermutlich hab ich euch im Dunkel nur nicht gefunden. Es kommt halt immer drauf an, was man will und wonach einem gerade ist. Aber ich bevorzuge am letzten Tag doch eher eine Party und Tanzen. Mal so ein „Vorbeigeschnupper“ in dieser tollen Atmosphäre war aber durchaus sehr schön.

  6. Shan Dark, Du hast für ein paar Minuten das WGT wieder aufleben lassen. Danke dafür! Um so peinlicher ist es mir, dass ich mich auf der Party in der Moritzbastei so daneben benommen habe und nicht mal aufgestanden bin, als ich Dich am Rockzipfel gezogen habe. Aber ich stand wohl einfach schon zu sehr neben mir. Der Alkohol, you know….
    Aber das Kompliment war ernst gemeint: Du schreibst wirklich immer so nett und lebendig, dass man das Gefühl hat, live dabei zu sein. Vielleicht können wir uns nächstes Jahr länger unterhalten – auf Augenhöhe.

  7. „Brutal verschimmelt“ – das ist aber auch echt einfach *zu* geil 😀

    Hat mich auch sehr gefreut daß wir uns am Montag nochmal in die Arme liefen, auch wenn sich meine Metflasche schon dem Ende hinneigte *hicks* XD

    Ich kann von der Blauen Stunde auch nur jedes Jahr wieder schwärmen, Haus, Deko, Leute, Atmosphäre … 2008 war soweit ich weiß die erste WGT-Montags-Blaue Stunde, ich bin ganz verzückt auf eben dem gleichen Sofa gesessen und hatte dieses heimelige Gefühl von „daheim“ was man in dem Wirrwar genannt „schwarze Szene“ heute nur noch ganz selten findet. Nachdem ja eine liebe Freundin jetzt in Leipzig wohnt wollten wir auch mal ausserhalb des WGTs zu einer der Blauen Stunden vorbeischauen. Leipzig ist von uns jetzt auch nicht so weit weg daß es eine halbe Weltreise wäre.

    Fürs nächste Jahr kann ich nur empfehlen, sich auch mal die Freiluft-Tanznacht beim Parkschlösschen anzusehen, Donnerstag abends. So genial wie die Zusammenkunft („Party“ darf man das nun wirklich nicht schimpfen) Montags als großartiger Ausklang ist, ist, der Abend perfekter Auftakt. Stimmungsvoll, gemütlich und mit ganz viel „ich bin endlich wieder daheim in Leipzig angekommen“ – und zwar tatsächlich unter Gleichgesinnten. Aber nachdem mein WGT-Resümee noch aussteht, schwärme ich an der Stelle nicht noch weiter herum 😉

    Im Puschkin müssen wir uns dann verpasst haben – den herrlich-schrägen Typen ganz offenbar ebenso. Unser Haufen hatte sich da nämlich auch zum Frühstücken und nochmal Verabschieden von Allem und Allen, getroffen. Wir waren aber auch eher zum „Spät-Stück“ gegen Mittag halbwegs vollzählig – natürlich kollektiv mit einem anständigen „brutal verschimmelt“ – Gefühl *lach* – aber wer hat das nach den WGT Tagen nicht …

  8. Sehr schöner Rückblick, oh und @ Andreas: ich war ja auch als Metaller zum ersten Mal in Leipzig. Kann das nur empfehlen, nicht nur zur kulturellen Weiterbildung

    1. Danke Euch, freut mich sehr, dass ihr trotz der Länge durchgehalten habt mit Lesen. Aber 4 Tage mit zig tollen Erlebnissen in _einen_ Beitrag zu packen war auch nicht so einfach.

      @Lucretia: Krank werden zum WGT ist ja echt die Höchststrafe :-(, wenn man sich das ganze Jahr so drauf freut –> das tut mir wirklich leid! Hoffe, es geht Dir schon wieder bisschen besser. Ich bin zwar auch seit etwa 4,5 Wochen erkältet, aber während dem WGT ging es mir etwas besser. Scheint ein gruftifreundlicher Virus zu sein, der mich da erwischt hat. Aber 2013 bist Du dann wieder voll dabei – und Du auch, @Melle!!

      @ r@zorbla.de: Deine Batterien bringe ich morgen mit – solange muss das Notstromaggregat noch herhalten, hehe. Will auch nicht gesagt haben, dass Daniel Myer ’schlecht‘ war, cEvin Key war es auch nicht. Aber ich hatte mir mehr versprochen und war daher enttäuscht. Der Überflieger war es jetzt nicht.
      Gut, dass Du Sigue Sigue Sputnik erwähnst, die waren auch gut. Auf ihre Art, doch. Ich hätte nur gern das „Ziggy Stardust“-Stück noch gehört, was sie in der technischen Verlegenheitspause kurz angefangen hatten…

      @Erik: Warst Du bei NÄO schon wieder daheim oder parallel woanders? Da hast Du wirklich was verpasst.

      @Andreas: Mit einem Bein stehst Du ja eh schon im Grab, also kommst Du 2013 einfach mit. Wir geben Dich dann bei den Goth Rockern und Düster-Metaller-Konzerten ab und sammeln Dich zur Partytime wieder auf :-). Amorphis waren ja dieses Jahr auch da, aber ich hab über deren Auftritt nix Gutes gehört.

  9. Huhu! *lobhudel* Schöner Bericht, schön geschrieben! Vielleicht nimmst Du mich als alten Doom/Black Metaler das nächste mal mit… will mich doch auch mal kulturell weiterbilden. 😉

  10. Sehr schöner Bericht und vor allem wegen NÄO bin ich verdammt neidisch. Mein Résumé ist zumindest im Wort fertig, aber ohne Bilder ist das ja nichts halbes und nichts ganzes. Jetzt heißt es wieder ein Jahr warten bis zum nächsten schwarzen Karneval (was nicht abwertend gemeint ist).

  11. r@zorbla.de

    Höh, höh.

    Ich habe dann auch mal gestern mein Bändchen abgelegt, als ich mit verwunderung feststellte, dass schon ein paar Tage lang Juni ist. WGT war jedenfalls super, und ich hatte ja prima Reiseführer dabei.

    DJ Daniel Myer war ja technisch nicht schlecht. Nicht einfach bloß ein Play-Drücker. Und cEvin Key hat anfangs mit einer seichten Bastlei ja ein vielversprechendes aber nichts einhaltendes Intro gegeben. Und da auch die Leute da so seltsam waren, war es die beste Entscheidung in die MB zu wechseln.

    Sehr unterhaltsam hingegen fand ich Sigue Sigue Sputnik. Retro und trashig, mit fragwürdiger Technik am Anfang, aber auf jeden Fall mit Spaß bei der Sache. Und bezüglich Spaß bei der Sache fällt mir ein, dass ich ja noch meine Höllen-Violinisten-Aufnahme von Corde Oblique sichten muss. Die waren zwar nicht so ganz meine Richtung, aber durchaus eine handwerkliche Überraschung. Ich fand neben dem Violentisten auch das mit einer Gitarre und ein bischen Technik eingespielte Lux Aeterna (Mansell, nicht Ligeti) nicht schlecht.

    Der Abschuss zu Abschluss-Mann (und ich meine es war Professor Fingerle, nicht nur Doktor) sah dabei übrigens aus wie aus einem 70er Jahre B-Movie. Leider kaum zu beschreiben. Mir hat nur noch die Goldkette auf der Brustmatte gefehlt, um alleine ob der Erscheinung ein Lachen verkneifen zu müssen. Und er trug eine Plastiktüte bei sich, aus der eine Gelbe Rose herauslugte. Unterwegs zum nächsten Date?

    Ach, und ich hätte bitte gerne meine Batterien wieder zurück. Danke.

    -r

  12. Hi!

    Genialer Bericht! 🙂
    Bei „Dr. Fingerle“ hab ich mich erstmal
    schlappgelacht. ZU lustig das !!! 😀
    Das hätt ich gern gesehen! 😉

    Mann, was wär ich gern dabei gewesen,
    im Nachhinein finde ich es immer verschimmelter,
    daß ich nicht dabei war. Aber mal brutal ! 😉
    Andererseits war ich bis kurz vor Pfingsten
    noch krank, das WGT wäre vielleicht noch etwas
    heftig für mich gewesen zu dem Zeitpunkt…

    Wobei ich auch nie das ganze kulturelle Angebot
    so wie Ihr ausgeschöpft habe, wenn ich auf dem
    WGT war. Ich war schon 5x dort aber zB noch
    nie im heidnischen Dorf. LOL 🙂 Ich gehöre eher
    tendenziell zu den Flaneuren auf dem Agra-Gelände… 😉

    Dunkle Grüße
    Melle

  13. Danke für diesen tollen Erfahrungsbericht,mitreißend, informativ und subjektiv, ohne wertend zu sein, da macht die Länge gar nichts.
    Mein WGT – oder vielmehr ich war (und ich muss diesen Ausdruck jetzt einfach verwenden) brutal verschimmelt. Soll heißen ich bin, quasi in letzter Minute krank geworden und musste das WGT absagen.
    Mir bleiben die Bilder und Berichte anderer und natürlich die Vorfreude auf 2013.

  14. Nachdem nun wirklich alle von der tollen Ausstellung „Boten des Todes“ geschwärmt haben – vor allem von der Atmosphäre dort – ärgere ich mich nun doch, dass wir nicht dort waren. Angedacht war es und dann haben wir es … verpasst. Ebenso den Besuch der Blauen Stunde, den ich fürs nächste Jahr auf dem Programm habe. Da hätten wir uns beinahe getroffen, aber wir haben uns im letzten Moment dann doch für die Gothic Pogo Party als Abschluss-Location entschieden. Näo hatten wir uns vorher auf Youtube angehört und waren nur mäßig begeistert. Dafür haben wir Les Yeux sans visage entdeckt, die live ziemlich unspektakulär sind, aber sicher in ruhigen Momenten demnächst Diary of dreams bei mir ablösen werden. Die habe ich übrigens auch verpasst, Pitchfork waren die Enttäuschung schlechthin und den Sven haben wir auch nicht gesehen. Doch – auf der Moritzbastei – allerdings hat er nicht gesungen, sondern nur rumgesessen. Das war dann auch nicht sooo spannend. 😉 Vielen Dank für das Lob bezüglich der Spontis-Zeitschrift. Allerdings muss ich das größtenteils an die Layout-Profis in meiner Agentur weitergeben. Ohne die wäre ich aufgeschmissen gewesen. Und: „Wir mussten ihm die Batterien rausnehmen“ LOOOOOL 🙂

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.