Der Tag der Toten – Día de los Muertos

Begegnung mit dem Jenseits

Nicht nur für mich ist heute ein besonderer Tag. Auch in Mexiko feiert man – und zwar den Tag der Toten.

Eigentlich sind es zwei Tage der Toten, denn beginnend am 1. und am 2. November gedenken die Mexikaner Ihrer Verstorbenen. Nach altmexikanischem Glauben der Indios besuchen die Toten – oder besser gesagt ihre Seelen – einmal im Jahr zum Ende der Erntezeit die Lebenden. Alle feiern gemeinsam ein fröhliches Wiedersehen mit Musik, Tanz und gutem Essen. Es ist ein morbid-bunt-fröhliches Volksfest zu Ehren der Toten mit Umzügen in Todes- und Teufelsmaskerade und einer abschließenden Feier auf kerzengefluteten Friedhöfen am Grab der Verstorbenen.

SkeletonTaxco-by-AlejandroLinaresGarcia-Wikimedia Commons
Typische Deko zum Tag der Toten: Skeleton Taxco (Bildrechte: Wikimedia Commons)

Was den Aufwand zur Vorbereitung auf diese Tage angeht, so kann man den Día de los Muertos in Mexiko am ehesten mit unserem Weihnachten und der Adventszeit vergleichen. Circa zwei Wochen vor dem 1. November werden bereits die Straßen, Schaufenster und Wohnstuben mit Calaveras (Skeletten aus Pappmaché, Gips oder Zucker) geschmückt. In den Wohnstuben werden Gabentische und kleine Altare hergerichtet für die Seelen der Verstorbenen, die am 2. November zu Besuch ins Haus kommen. Auf diesen Altaren stehen persönliche Erinnerungsstücke, Süßigkeiten in verschiedenen Todessymbolformen, Kerzen und Blumen, aber auch Alkohol oder Zigarren. Eben alles, was der/die Verstorbene gemocht hat wird ihm hier dargeboten um ihn ins Haus zu locken und damit er sein Heim wiederfindet. So ist es auch mit der Musik: es wird laut an den Tagen der Toten und besonders die Lieder gespielt, die der Verstorbene gern hatte. Überall an den Häusern hängen Lampen und orange-gelbe Blumen, die den toten Seelen den Weg zu den Friedhöfen weisen, über die sie heute um Mitternacht wieder ins Jenseits verschwinden. Irgendwie goldig: Man glaubt, dass die Toten orange und gelb am besten erkennen können.

Obwohl für meinen Geschmack alles etwas zu bunt, lustig und daher ungewohnt ist, finde ich es doch sehr faszinierend. Es ist ein wirklicher Tag der Begegnung, vor dem in Mexiko keiner „Angst“ hat. Es ist nicht Trauer, sondern Freude über das Wiedersehen mit unseren lieben Toten, das die Tage der Toten bestimmt.

Welchen Stellenwert der Dia de los Muertos in Mexiko hat, sieht man an diesem Video – einer TV-Werbung für diesen Tag (!). Aber warum auch nicht?

Bis ich den Tag der Toten mal live miterleben kann, vertröste ich mich mit einer typischen Leckerei: dem Pan de Muertos – Brot der Toten. Das wäre mal eine Alternative zum Geburtstagskuchen… 😀

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11 Kommentare zu „Der Tag der Toten – Día de los Muertos“

  1. Pingback: Allerheiligen und Allerseelen » Der schwarze Planet

  2. hm hatt jetz nich DIREKT mit dia de muertes zu tun aber bin heute über eine DVD Sammlung gestolpert mit allerlei gute Nacht Geschichten passend präsentiert vom Gruftwächter inklusive verdammt schlechten Wortspielen und dem Charme der 90ger halt 😀

    leider allerdings nur ein Bruchteil der gesammten Episoden aber dennoch eben sehenswert vor allem wenn man damals nachts bis spät in die Morgenstunden wach war um auf Sat1 damals die Sendung zu sehen =P

    was wohl eher zu dem Feiertag passt ist wohl ein Point and Click Adventure vom Tim Schäfer, der ganze optische Stil bei Grim Fandango ist einerseits vom dia de muerte durchzogen, allerdings eben auch eine gehörige Prise Film Noir da die Geschichte selber ja eine Detektiv Geschichte ist.
    Im spiel selber ist man selber Manny Calavera, ein Teilzeit-Sensenmann, sein Nebenjob ist allerdings ein wenig ungewöhnlicher, er ist ein Angestellter des Reisebüros der 8. Unterwelt und vermittelt gut betuchten Seelen den schnelleren Übertritt in die 9te via Expresszug, weniger gut betuchte Seelen dürfen die ganze Strecke eher die Tour mit konventionellen Mitteln wie eben Autos oder zu Fuß bestreiten.
    Zu erwähnen ist hier, dass das Zahlungsmittel eben nicht vom finanziellen Status des irdischen Vorlebens abhänging ist, sondern vom Karma, heisst: gute Seelen haben den Vorzug für den Express, Bösewichter nehmen den längeren Weg.
    wie es sich für ein Film Noir gehört ist natürlich eine Dame im Spiel, kommt nebenbei noch einer gigantischen Sauerei mit den ZugTickets und seinen ewigen Widersacher Domino auf der Spur, und wie es für ein Lucas Arts Adventure gehört ist auch jede Menge Humor (von knochen-trocken bis absurd komisch) und eben viele liebens- und merkwürdige Figuren mit dabei 😀

    ach ja letztes Jahr kam dann auch noch eine Neuauflage des Spiels, das original ist ja doch schon etwas betagt, 1998 =P

    https://www.youtube.com/watch?v=B6f-EyuHwt0

    falls dich ranwagen willst, sei gesagt es ist ein Lucas Arts Adventure, was heist man muß oft von Hinten durchs Brustbein ins Auge denken, Manny will sich ja schließlich nich seine Sense versauen ^^

    1. Lieber @solitary, mal wieder ein echt guter Tipp mit „Grim Fandango“ – ich hab mich eben bei YT aufgeschlaut, tolles Spiel, voll im Tag-der-Toten-Style. DANKE! Irgendwie schade, dass es in RL keinen Job als Teilzeit-Sensenmann gibt. Hingegen Angestellte im Reisebüro der 8. Unterwelt, dazu könnte ich es noch bringen. Werde mich mal bei der Bahn bewerben. Habe ja einen guten Ruf in schlechten Kreisen vorzuweisen. 😛

  3. Eben heute findet sich eine bunte (!) Bildergalerie.

    http://www.wissen.de/bilder/mexiko-wenn-die-toten-feierlaune-sind

    Sowas gabs sicherlich noch nie in Europa.

    Daß Tote noch ein Dasein haben könnten wurde offensichtlich ganz anders empfunden und stark negativ bewertet:

    ——–wikipedia: Wiedergänger—————–
    In verschiedenen Teilen Deutschlands war bis ins frühe 20. Jahrhundert der Glaube verbreitet, dass Tote nach ihrem Tod trotzdem weiterlebten und einen unheilvollen Einfluss aus dem Grab heraus ausübten. Teilweise geschah dies durch eine telepathische Wirkung (Sympathiezauber), so dass der als Nachzehrer bezeichnete Unhold nicht aus dem Grab steigen musste und den Lebenden trotzdem durch seinen offenen Mund, ein offenes Auge und durch Kauen am Leichentuch die Lebenskraft absaugen konnte.

    Andere Untote stiegen dem Volksglauben nach aus den Gräbern und sprangen nächtlichen Wanderern auf den Rücken.

    Im slawischen Volksglauben ist der Wiedergänger ein Untoter, ein Verstorbener, welcher seinem Sarg entsteigt und wieder unter die Lebenden geht. Sein Erscheinen wird nahezu immer mit Unheil und Tod in Verbindung gebracht, und er verursacht daher Angst und Schrecken.

    Oft hat der Wiedergänger noch etwas aus seinen Lebzeiten zu erledigen oder will Rache an seinem Mörder üben oder Ähnliches. Auch wenn der Tote zu sehr betrauert wird, hält ihn das vom endgültigen Übergang in das Jenseits ab.
    —————————

    Da ist Mexiko aber wirklich anders.

    Gruß vom Schatten

    1. Lieber @schatten,
      Danke für den Link zur Bildergalerie – ist eine schöne Ergänzung. Und auch bei den Fakten gebe ich dir recht. Es war sicher so, dass früher die Friedhöfe etwas lebendiger genutzt wurden bzw. waren – bevor der Tod etwas „anstößiges“ bekam und vor die Tore der Stadt verlagert wurde (hatte ja auch was mit Seuchengefahr zu tun).

      Aber so etwas wie in Mexiko gab es wirklich hier nie. Obwohl es schön wäre. Ich mag die Tage der Toten wesentlich mehr als Halloween, was heutzutage nur mehr Kommerz und Fasching ist.

      Gern würde ich die Tradition des geschmückten Altares mit Lockmitteln gefüllt, die dem verstorbenen etwas bedeuteten, auch übernehmen. Aber der Rest der Tradition fehlt dann bzw kann nicht hergestellt werden: der Gang zum Friedhof, die Feier am Grab… Singen, tanzen, lachen, Begegnung. Dieses Element fehlt in unserer Kultur. Tod ist in Europa immer nur Trauer, Melancholie, Angst, Schwermut. Ich vermute, es liegt am Wetter und eben am christlich geprägten Glauben – beides im Vergleich zu Mexiko.

  4. @Foxxi

    Hallo Foxxi, ich las eben im Inhaltsverzeichnis des Buches vopn Philippe Ariès „Geschichte des Todes“ und fand keine starken Hinweise auf ein
    Fest bei dem man die Toten gefeiert hat. Es geht in dem Buch (echt ein Klassiker!) allerdings vor allem um Frankreich.

    http://135889.homepagemodules.de/t751f44-Philippe-Ari-egrave-s-quot-Geschichte-des-Todes-quot.html

    Zwar heißt es: „Friedhöfe des Mittelalters und späterer Zeiten, im Zentrum der Städte gelegen, waren bevorzugte Orte der Begegnung, Versammlung und Geselligkeit; dort wurde Handel getrieben, gespielt, getanzt, musiziert, spaziert und geliebt.“
    Aber das ist ja nicht vergleichbar mit dem konkreten Fest „Día de los Muertos“ von dem Shan Dark uns im Artikel erzählte.
    Außerdem ist es lange her.

    Viele Grüße vom Schatten !

  5. ja finde das auch sehr interessant den“dia de los muertos“
    werde das rezept mal ausprobieren vom „brot der toten“ sieht lecker aus…

    …stimmt ja auch das es leider überwiegend nur „trauerkulte“ gibt in europa…
    das essen nach einer beerdigung hier fällt dann auch eher unter betrauern da es ja nur einmalig ist…sehr schade eigentlich.
    aber glaub in china wird auch auf den friedhof gegangen und mit duftstäben geräuchert und mit blumen die gräber geschmückt bzw.mit kerzen beleuchtet wenn ich mich nicht irre?!

    …so wie bei uns damit umgegangen wird ist es oft noch schwerer mit dem thema tot umzugehen denke ich…kenne den tag der toten auch schon länger und würde das auch gerne mal erleben in mexiko…durch z.b.den film
    „the chrow 2“ stell ich mir das sehr schön vor mit den ganzen blumen…

    es gibt auch noch diese „pignatas“ so bunt geschmückte figuren die an der decke aufgehangen und mit verbundenen augen von kleinen kindern wie beim topfschlagen zerschlagen werden…sind dann auch gefüllt mit skelett gummitieren und „tag der toten“-süßigkeiten…das nenn ich mal kinderfreundlich…=)

    1. @morticia
      Echt, Topfschlagen und es regnet Skelett-Gummitiere…wie goldig!!
      Jaja, ich möchte auch mal in Mexico meinen Geburtstag da feiern 😉 und mir das mal „live“ anschauen…

      Ich fände es auch einfacher und beruhigender, wenn ich wüßte, dass ich 1x im Jahr mit meinen lieben Verstorbenen feiern kann und mich noch intensiver jahr-für-jahr ihrer erinnere, in dem ich einen Altar für sie errichte und 2 Tage mit ihnen tanze und sie sozusagen „wiederhabe“, wenn auch nur kurz auf Besuch. Das macht es leichter zu ertragen, dass geliebte Menschen eben nicht mehr unter uns weilen.
      Frage mich nur, was wohl mit den ungeliebten Toten ist…gibt es ja auch – wo man froh ist, dass sie nicht mehr unter uns weilen … aber die werden vermutlich nicht „gerufen“…

  6. So skurril ist das eigentlich gar nicht …ich hab‘ gerade keine Zeit das zu recherchieren, aber entweder Allerheiligen oder Allerseelen war in früherer Zeit auch eher ein Fest bei dem man die Toten gefeiert hat bzw. mit ihnen gefeiert hat. Im Mittelalter spielten sich wohl hierzulande auf den Friedhöfen ähnliche Szenen ab, wie heutzutage in Mexico. Wenn ich es noch richtig im Kopf habe wurden diese Traditionen von den Nazis flächendeckend zugunsten einer „Trauerkultur“ beendet …Naja, ich muss das echt mal raussuchen.

    (Und dann gibt’s ja noch das hier: http://www.youtube.com/watch?v=4qRdFvnX_f0 :-))

    1. Von Europa kenne ich wirklich nur „Trauerkultur“ und keine „Trauerfeste“. Wäre interessant, wenn Du noch was findest, wie das im Mittelalter bei uns war. Ich kann es mir aber nicht so farbenfroh vorstellen wie in Mexiko.

      Der Tag der Toten in Mexiko ist aber auch eine Feiertags-Mischform mit Einflüssen aus der Azteken- und Indiokultur und der Katholiken (span. Eroberer), die ja dort schon seit 500 Jahren ihre Kultur „einbringen“. Auch bei den Katholiken hat es früher Feste und Feiern MIT den Toten gegeben – also hast Du recht.
      Mehr zum Hintergrund der Entstehung des Feiertages gibt es hier von der Uni Potsdam: http://golm.rz.uni-potsdam.de/Mexiko/Kraft/todestag_historie.htm

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