Fledermausfreundliche Reisetipps

Links zum Abbiegen – Dez 2013

Die letzten „Links zum Abbiegen“ in diesem Jahr sind schwer reiseziellastig: vom schrecklichen „Fleischwald“ in Russland über den Joy-Division-Friedhof in Italien bis zum Mars ohne Rückflug. Damit könnt ihr jetzt schon mal die Urlaubsplanung für 2014 angehen. 😉 Alle Reisetipps sind fledermausfreundlich – naja, bis auf den Mars vielleicht… Per Klick auf die Überschrift geht’s zum jeweiligen Artikel. Und wieder ein dickes DANKE an Euch für die guten Linktipps.

Flughafen Berlin Tempelhof

Der 2008 geschlossene Flughafen Berlin Tempelhof ist seit 2010 für die Öffentlichkeit zugänglich – das Gelände nennt sich jetzt Tempelhofer Freiheit und steht unter Denkmalschutz. Der ehemalige Flughafen hat umfangreiche unterirdische Anlagen, die über drei Etagen hinab in die Tiefe reichen. Legenden ranken sich um sie, z.B. dass es einen unterirdischen Tunnel in die Berliner Innenstadt gibt und das gesamte Flugfeld unterkellert ist. Was da Wahres dran ist kann man in einer der angebotenen Führungen erfahren. Vielleicht was für den nächsten Berlin-Urlaub?

Trendy? Friedhofscafés in Berlin

Wem das nicht gruftiesk genug ist, der kann sich in Berlin jetzt einen Kaffee am Grab gönnen – in einem der neu eröffneten Friedhofscafés innerhalb der Friedhofsmauern. Marcus Rietzsch hat dem Café Strauss (im Video ansehen) auf dem Friedrichwerderschen Friedhof in Berlin Kreuzberg bereits einen Besuch abgestattet und war äußerst angetan von der Leichtigkeit zwischen Sein und Nicht-Sein in einer ehemaligen Aufbahrungshalle.

Es sieht charmant aus und ich finde es nicht pietätlos. Sicher würde ich das Friedhofscafé Strauss auch einmal besuchen. Dennoch bleibt bei mir die leise Befürchtung, dass damit weiteren wie auch immer gearteteten Lokalitäten/Aktivitäten auf unseren Friedhöfen Tür und Tor geöffnet wird. Ich habe bisher noch kein Café oder irgendwas Artfremdes sonst auf einem Friedhof vermisst – war aber manchmal froh, wenn ich außerhalb der Mauern eines sichten konnte (z.b. das Concordia am Wiener Zentral). Auch da kann man über den Tod reden und sich nach der Grabpflege oder einem Spaziergang ausruhen und aufwärmen. Müssen denn Cafés unbedingt IM Friedhof sein? Wie seht ihr das?

Death Cafés

Apropos über den Tod sprechen: in Großbritannien tauschen sich fremde Menschen jetzt bei Veranstaltungen namens „Death Cafés“  über ihre Ängste und Erfahrungen mit dem Tod aus. Es handelt sich dabei weder um ein morbides Kaffeekränzchen noch um eine Therapiestunde, sondern um Gespräche in kleinen Gruppen, die einem Orientierung und Kraft geben können. Wie man seit heute bei Spontis lesen kann, gibt es sogar ein weltweites Netzwerk von Death Cafés. Noch finden diese in einem normalen Café statt, demnächst sicher im Friedhofscafé ihrer Wahl.

Grabkreuz-Museum in Tirol – Der lustige Friedhof

Natürlich, die Österreicher wieder. Im Tiroler Ort Kramsach hat die Familie Guggenberger – Inhaber der Sagzahn-Kunstschmiede und Steinmetzerei und Pioniere im Schmieden von Grabkreuzen – einen eigenen Friedhof erschaffen mit gesammelten, ausgedienten Grabkreuzen, wie sie im Alpenländischen typisch sind. Hier liegen keine Toten, deshalb heißt er auch Museumsfriedhof. Er ist aber eher bekannt und berühmt als Lustiger Friedhof, denn die sogenannten ‚Marterlsprüche‘ auf den Kreuzen kommentieren das (Ab-)Leben der Verstorben in bissig-würziger Kürze.

Marterlsprüche zum Schmunzeln: "Allzufrüh den Seinigen, mähte der Herr den Lebensstengel dieses Mannes ab." (Foto: www.sagzahnschmiede.com)
Marterlsprüche zum Schmunzeln: „Allzufrüh den Seinigen, mähte der Herr den Lebensstengel dieses Mannes ab.“ (Foto: www.sagzahnschmiede.com)

 

Der gespenstische Fleischwald – Mjasnoj Bor

Dagegen liegt der schrecklichste Friedhof wohl in Russland, wenn man dem verlinkten Artikel glauben darf – und zwar in der Nähe des Dorfes Мясной Бор / Mjasnoj Bor bei Novgorod. In der nahegelegenen sumpfigen Waldlandschaft „Mjasnoj Bor“ – übersetzt „Fleischwald“ – sind im 2. Weltkrieg Hunderttausende Soldaten u.a. der Zweiten sowjetischen Stoßarmee, der deutschen Wehrmacht und der spanischen „Blauen Division“ gefallen. Im Kriegsgetümmel und wohl auch danach wurden die Toten nicht bestattet, sondern versanken nach und nach im Boden. Die Totensümpfe Russlands sozusagen, in denen man noch viele Überreste findet. Der Wald sei gespenstisch, viele berichten von Erscheinungen und haben Stimmen und Schlachtgetümmel gehört. „So sind die Ortsansässigen davon überzeugt, dass in den Wäldern zwei Parallelwelten ruhig nebenander existieren.“ Ich wollte ja schon immer mal nach Russland…

38 gruselige Lost Places

Russland bietet tatsächlich noch mehr Verlockungen für abwegige Reisen, wie ihr in diesem Bilder-Blast-Artikel sehen könnt. Aber auch die riesige Michigan Detroit Station hat mich schwer beeindruckt. Think big!…was Länder und Reisepläne angeht.

Der Joy-Division-Friedhof in Genua

Oder doch lieber Italien in 2014? Weit oben auf meiner Reisewunsch-Liste steht der Cimitero monumentale di Staglieno in Genua – seit Marcus Rietzsch’s Blogbeitrag mit wunderbaren Impressionen ist er wieder ein Stück nach oben gerutscht. Ich will dahin! Nicht nur, weil zwei der Grabmale dort das Cover des zweiten Joy Division Albums „Closer“ und der Single „Love will tear us apart“ schmücken, sondern auch weil die Skulpturen von höchster italienischer Steinmetzoberkunst sind. Man erkennt an den Statuen sogar die Wimpern, Adern und Spitzengewebe. Zu sehen auf Marcus‘ Fotos.

Staglieno-Friedhof in Genua - die Statuen vom Joy Division "Closer"-Cover (Foto: Marcus Rietzsch)
Staglieno-Friedhof in Genua – die Statuen vom Joy Division „Closer“-Cover (Foto: Marcus Rietzsch)

 

RealityTV vom Mars

Alle, die die Nase voll haben von der Erde, können auch einen Trip zum Mars planen – ohne Rückflug. Auf den roten Planeten kommt man mit einer One Way Astronaut-Bewerbung bei MarsOne, einem not-for-profit Unternehmen, das ab 2023 Menschen zum Leben auf den Mars schicken will. Diese sollen in Containern wohnen und wir können von der Erde 24 Stunden lang zusehen, wie sie sich mit der Hitze und dem vielen roten Sand da oben rumschlagen. Als Auswanderer mit Erdhintergrund für den Rest meines Lebens von allen beobachtet in Containern wohnen? Danke, das lässt mich kalt.

Ewig und 3 Tage – Die Blutwurstodyssee

Blogger, die man so nicht erwartet hätte: Vampire. Präziser: Anna, Vampirin aus Leipzig. Sie schreibt auf einer alten Schreibmaschine mit Internetanschluss und nennt ihren Blog bezeichnend „Ewig und 3 Tage„. Ewig weilt sie zwar noch nicht unter uns, aber doch immerhin schon 200 Jahre als Vampir – die Ewigkeit steht ihr noch bevor. Derweil schlägt sich Anna als Barkeeperin durch („Die Leute bestellen nie, wirklich nie, was zu ihnen passt.“) und ernährt sich menschenfreundlich von Blutwurst. Seitdem ich über ihre Blutwurstodyssee – einer Reise durch die Fleischtheken von Leipzig – gelesen habe, hänge ich fest in den Fängen ihrer Nachtgeschichten.

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Kleine Jahresendansprache der Planetenkönigin 😉

Auch 2014 werde ich euch mit fledermausfreundlichen Reisezielen, skurrilen Geschichten sowie morbiden, skurrilen und gruftiesken Themen unterhalten – und für den schwarzen Planeten wieder mehr Zeit in meiner privaten Umlaufbahn reservieren. Denn der liegt mir so wie ihr sehr am schwarzen Herzen!

fledermaus-komm-ins-haus

Ich wünsche euch einen guten Start ins neue Jahr und für 2014 Erfolg auf allen dunklen Wegen, Gesundheit & immer Platz für Abenteuer und verrückte Momente.

Die schönsten Abenteuer sind nicht die, nach denen wir suchen.
(Robert Louis Stevenson)

 

 

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7 Kommentare zu „Fledermausfreundliche Reisetipps“

  1. hm die Sache mit dem Mars würde mich schon reizen, wenn der Big Brother Anteil nicht bei wäre … gut sicher sind Astronauten auch ständig unter Beobachtung, allerdings is das eher auf die Missionskontrolle bezogen … und 2023 ? da bin ich dann wohl schon etwas zu alt, als Quereinsteiger mit 42 zum Mars … liest sich sicherlich gut im Lebenlauf, aber wenns dann OneWay is wirds wohl keiner mehr lesen 😀

    Friedhofs-Kaffees, warum nicht ? solange sie nicht so verkommen wie einige Krankenhaus-Kaffees, die sich ihrer Monopol-Stellung Sonntags sehr wohl bewusst sind und meist Zweckmäßig geführt werden statt aufs Ambiente zu achten. Die ich bisher sah hatten alle den Charme einer Kantine oder Kiosk und verdienten den Namen Kaffee garnicht.
    Wenn man die Clever aufzieht, ist das eben ne kleine Nebenstelle, den Gewinn wird man eben im Klassischen Geschäft einfahrn. Die Friedhof-Kaffees sollten lediglich Dienstleistung anbieten um Trauernden und Friedhofsgästen eben einen Platz zu geben um dort bei Kaffee sich auszutauschen … aber gut geh da sicher wieder zu romantisch ran ;D

    Wünsch euch auch alles Gute fürs nächste Jahr und mehr intressante Einsichten und neue Erfahrungen

    ^^°,…,°^^

  2. Auf lange Sicht könnte sich eine Bindung herstellen, aber es dürfte nicht die wichtigste Bindung sein, die sich im Leben so ergibt. Und da es in den USA keinen Friedhofszwang gibt, stehen den Hinterbliebenen ja die anderen, wichtigeren Orte zur Auswahl, an denen man beispielsweise die Asche verstreuen oder eine Urne aufstellen kann. Abgesehen davon: Konkurrieren die Friedhöfe in den USA so extrem miteinander? Werden die Menschen nicht auf den Friedhöfen bestattet, die nahe dem Lebensmittelpunkt liegen?

    Wenn ich es richtig verstanden habe, dürften die meisten Veranstaltungen kostenlos sein, oder? Direkte Einnahmen sind hier also gar nicht eingeplant. Viel dürften Mieteinnahmen im Gesamtetat auch nicht ausmachen. Ebenso wenig wie ggf. Einnahmen aus einem Kiosk. Aber ohne die Kenntnis von betriebswirtschaftlichen Zahlen lässt sich das natürlich nur vermuten.

  3. Schwer zu sagen, ob diese Auswüchse ins den USA Ausnahmen darstellen und auch bleiben oder ob sich so etwas ausweitet. In Europa habe ich von solchen Dingen bisher nicht gehört. Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, geht es bei diesen „Events“ nicht darum unmittelbar Geld zu verdienen, sondern darum, den Menschen ein gutes Gefühl zu vermitteln. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Rechnung aufgeht und so etwas erfolgreich ist. Weil ich auf einem Friedhof einen Film angeschaut oder sonst etwas Angenehmes erlebt habe, soll ich mir dort ein Grab kaufen?

    1. Die Logik der „guten Zeit“ auf dem Friedhof erschließt sich für mich im ersten Moment auch nicht, aber wenn ich so drüber nachdenke, stellen die Friedhöfe mit derlei Aktivitäten auf jeden FAll eine Bindung her. Langfristig kann sich diese beim Ableben auszahlen. 😉
      Und wenn nicht, so spülen derartige Friedhofevents oder Kiosk-Einnahmen oder Friedhofscafé-Miete doch auch bisschen was in die Friedhofskassen…

  4. Die Idylle der Friedhöfe durch Cafés innerhalb der Friedhofsmauern sehe ich nicht gefährdet. Wer sollte sich auch sonst für das Betreiben einer Lokalität auf einem Friedhof interessieren? McDonalds? Starbucks? Betriebswirtschaftlich dürfte das für solche Ketten ziemlich reizlos sein. Zu eingeschränkte Öffnungszeiten, keine Laufkundschaft, oftmals ungünstige Lage und so weiter. Andere Orte versprechen eine deutlich höhere Rentabilität. Außerdem gibt es da noch eine Friedhofsverwaltung, die so etwas ziemlich sensibel handhaben dürfte. So dürfte es bei wenigen Cafés am Rande der Friedhöfe bleiben, die nicht mehr „Unruhe“ verbreiten als die vorhandenen Friedhofsgärtnereien (auch hier ist es für mich unerheblich, ob sich diese nun auf oder vor dem Friedhof befinden).

    Gegen gelegentliche Aktivitäten auf Friedhöfen habe ich übrigens gar nichts einzuwenden. Ich denke da beispielsweise an die hier und da angebotenen Führungen oder die leider nur einmal stattgefundene nächtliche Filmvorführung an der Grabstätte von Friedrich Wilhelm Murnau. Damit werden ja auch keine Massen angesprochen.

    Lost-Places-Listen sind immer wieder interessant. Leider ist manches dieser „Ausflugsziele“ doch etwas ungünstig gelegen 😉

    Die Grabinschriften auf dem Museumsfriedhof in Tirol sind ja herrlich. Sollte es mich einmal in die Nähe verschlagen, werde ich diesem Friedhof sicher einen Besuch abstatten.

    1. McDonalds und Starbucks sehe ich auch nicht. Eher das Naheliegende, wie z.B. Friedhofs-Kioske, die Getränke und Knabbereien anbieten (bei sehr großen Friedhöfen ist das ein willkommener Snack zwischendurch) sowie Postkarten mit Friedhofsmotiven. Oder eben Restaurants direkt auf dem Friedhof bei dem Trauerfeiern und Leichenschmaus in einem abgehalten werden können. Mir als Marketingmensch fallen da mehrere hübsche Sachen ein, die man machen könnte und wohl auch – so meine Befürchtung – irgendwann machen wird. Gegen gelegentliche Aktivitäten wie Du sie beschreibst habe ich auch nichts einzuwenden bzw. finde ich sogar gut. Friedhofsführungen sind etwas ganz normales, Filmvorführungen mMn auch ok, sofern sie nicht wie in diesem Beitrag hier als regelmäßiges Sommerkino stattfinden: http://news.orf.at/stories/2008825/2008820/ Dieser Artikel und die darin beschriebenen Beispiele für Eventmarketing sind der Grund für meine Befürchtungen. So könnte es kommen. Auch wenn wir nicht die Amis sind, Geld verdienen wollen auch die Deutschen und die Friedhöfe in DE haben das selbe Problem wie in Amerika (Urnengräber statt Erdbestattungen). Auch in Amerika wird das mit der besseren Auseinandersetzung mit dem Tod gerechtfertigt.

      Wie gesagt: Nix gegen die Friedhofscafés, solange sie nicht die Vorboten von mehr sind. Meine Meinung.

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