Film ab!

Jetzt hat mich die liebe Stoffel getroffen – und zwar mit ihrem Blogstöckchen – sozusagen zwischen die Lichter :mrgreen:. Es gibt ja Leute, denen kann ich nichts abschlagen, obwohl ich sie noch nicht mal persönlich kenne. Stoffel zum Beispiel.

Was ist ein Blogstöckchen? Man erhält von einem Blogger eine Anzahl Fragen weitergegeben – als Stöckchen zugeworfen sozusagen – die derjenige zuvor bei sich auf dem Blog beantwortet hat. Man schnappt das Stöckchen auf (wie ein Hund), verweist per Link auf den StöckchenwerferInnen und beantwortet brav die gestellten Fragen im eigenen Blog. Zuletzt sucht man sich den nächsten Blogger aus, der sie beantworten soll. Oft sind diese Fragen oder Themen leider für mich eher uninteressant oder es „steckt“ schon in den Fragen zu wenig Qualität drin, um daraus einen Artikel zu basteln. Oder es passt thematisch nicht zum schwarzen Planeten. Aber in diesem Blogstöckchen dreht sich alles um Filme und Bücher. Ergiebig und passend. Danke also an Stoffel und alle Blogger in der Kette zuvor.

1. Welches Buch würdest du unbedingt weiter empfehlen und warum?

Den Grusel-Klassiker „Frankenstein“ von Mary Shelley

Dieses Buch hat mich von allem Gelesenen in den letzten Jahren am meisten überrascht und es hat mir oft beim Lesen die Kehle zusammengeschnürt. Weil es ganz anders ist als sämtliche Filme, die vom Frankenstein-Monster handeln. „Die Kreatur“ ist nämlich kein Monster, sondern wird zu einem gemacht. Von den Menschen. Ich war sehr überrascht über dieses Buch, auch weil es sich trotz der alten Schreibweise sehr gut lesen lässt und spannender ist als „Dracula“ oder „Das Bildnis des Dorian Gray“.

2. Welchen Film sollte man unbedingt mal gesehen haben und warum?

Filme sind wesentlich stimmungsabhängiger als Bücher. Aber im selben Maße wie Bücher auch abhängig von dem, was man an vergleichbar gutem Stoff kennt und auch wieder von der Lebensphase, in der man sich befindet.

Daher ist es mir schlichtweg unmöglich, einen all-time-favorite-Film zu nennen – noch dazu einen, den ich JEDEM empfehlen würde. Ich mag Kino mit Tiefgang und Schräglage. Skurrile, seltene Geschichten, die mich ergreifen und in ihren Bann ziehen. Davon gibt es eine ganze Menge sehr gute, aber zwei Filme sind besonders. Sie sind mir unvergesslich, schieben sich immer wieder bei Alltagssituationen szenenhaft ins Gedächtnis und sind auf ihre Art sehr außergewöhnlich und kritisch.

Fight Club (1999)

„Erst nachdem wir alles verloren haben, haben wir die Freiheit alles zu tun.“

„Fight Club“ ist DER Anarchie- und Anti-Konsum-Kultfilm schlechthin. Völlig untypischer Stoff für Hollywood, obwohl er tatsächlich bei 20th Century Fox erschienen ist.

„Fight Club“ hat Witz, Botschaft und Härte. Noch dazu kann man vieles als Zuschauer gut nachempfinden (was bei meinem Filmtipp Nr. 2 eher nicht der Fall sein dürfte) – selbst als Frau. Natürlich nicht die Prügeleien, aber die Message. Man will irgendwie auch mal so sein wie der Protagonist und seinem Chef entgegen schmettern: „Vielleicht wäre es besser, wenn Sie nicht jeden Mist, der Ihnen unterkommt zu mir schleppen.“
Doch dazu muss man erstmal loslassen, nichts mehr kontrollieren, die Überbewertung von Besitz ablehnen, alles verlieren. „Alles was du hast, hat irgendwann Dich.“ ist für mich einer der zentralen und großen Sätze in diesem Film. Weg vom Konsum und vom Mainstream, stattdessen im Untergrund leben und letztlich auch dort agieren.

Auch wenn das alles ernst klingt und auch ist – es ist spannend, verwirrend und lustig verpackt. Unvergessen die Seife-Zutaten-Beschaffungsszene (abgesaugtes Fett aus einer Schönheitsklinik) oder das Ausheulen zwischen Meat Loafs riesigen Brüsten in der Suchttherapie. Dennoch ein subtiler, für mich auch anspornender Film zur steten Selbstüberprüfung. Zu schnell läuft man im Trott der Gesellschaft mit, wird sediert von Tchibo-Werbung, Payback-Karten und Firmenzielen. Entscheidend ist, was man aus „Fight Club“ für sich selbst mitnimmt. Das kann bei jedem etwas anderes sein. Denn die Palette reicht von der Erweckung des männlichem Urtriebs und dessen „Abreaktion“ über Konsumverweigerung bis hin zur Zerstörung des kapitalistischen Systems von innen. Auch gut geeignet für alle, die gern ihr Leben komplett verändern wollen. Ganz nebensächlich ist dabei fast, dass Brad Pitt hier seine beste Rolle ever hat und die Pixies mit „Where is my mind“ das schönste Lied für zusammenstürzende Wolkenkratzer liefern.

 

Nekromantik (1987)

Ein Film, der sogar Gothics und gestandene Horrorfilm-Liebhaber verstört. Wohl durch die „Entschlossenheit seiner Macher“, die die Liebe zu Toten als etwas Alltägliches, sogar Normales portraitieren. „Nekromantik“ vom deutschen Regisseur Jörg Buttgereit ist ein B-Horror-Movie und Low-Budget-Produktion. Der Film ist ein makabres Kunstwerk, das sich ins Gedächtnis frisst. Nach einem langwierigen Prozess steht er mittlerweile in Deutschland nicht mehr auf der Zensurliste, sondern ist als Kunstfilm anerkannt. Manche Szenen sind so ‚unerhört‘ und unglaublich, dass es mir geholfen hat über ihre groteske Darstellung zu lachen. Aber es gibt kaum einen besseren Film über dieses Tabuthema. „Nekromantik“ handelt von den Außenseitern unter den Außenseitern – und schon das macht den Film für mich interessant. Er ist mutig, direkt, krass – gleichzeitig geht er mit dem Thema offen und – wie ich nur vermuten kann – ehrlich um. Allein der Eröffnungssatz „Wo bleiben die Tüten??“ (für die Toten) zaubert mir im Alltag öfter mal ein Lächeln aufs Gesicht. Dennoch ist „Nekromantik“ definitiv Geschmackssache – und vor allem für erste Grufti-Dates nicht zu empfehlen (höchstens zur Abschreckung 🙄 )!

+++ DISCLAIMER: ab 18 Jahre, für Vegetarier und Veganer nicht geeignet! +++

3. Welcher war der schlechteste Film, den du dir je angesehen hast und was war daran so schlecht?

Ich mache das wie MysteraXIX: Filme, die mich nach max. einer halben Stunde nicht überzeugen, schaue ich mir nicht an. Es ist auch schon 2x passiert, dass ich das Kino verlassen habe – obwohl ich in der Mitte der Sitzreihe saß. Bei „Die Liga der ehrenwerten Gentlemen“ zum Beispiel. Nach 20min, als Kapitän Nemo mit seinem U-Boot in die Stadt gefahren kommt, hatte ich genug davon, sämtliche (einzeln genommen interessante) Fantasy-Charaktere wild zusammengewürfelt durch den Effekt-Fleischwolf gedreht und völlig unauthentisch auf die Leinwand geklatscht zu bekommen. Mich hat gewundert, dass sich so viele gute Schauspieler für den Film hergegeben haben. Aber da ich ihn nur 20min gesehen habe, will ich nicht mehr dazu sagen.

Mich nerven prinzipiell Filme, die mir nichts geben. Keine Erkenntnis, keine Spannung oder Grusel, keinen Lacher oder keinen Impuls. Außer den, auf die „Stop“-Taste der Fernbedienung zu drücken. Ich hasse Filme, die nur mit Effekten rumprotzen. Actionfilme und Splatter mag ich gar nicht, Komödien noch weniger – über Liebeskomödien a la „Wie werde ich ihn los in 10 Tagen“ brauchen wir gar nicht zu reden. Subtile Liebesgeschichten finde ich gut, wenn sie in ein anderes Thema eingepackt sind. Letztendlich basieren Vampirfilme ja auch immer auf einer Lovestory.
Auch mit „Saw“ kann ich nichts anfangen – aus meiner Sicht sadistisch ohne Tiefgang. Ich wüsste jetzt nicht, warum ich mir sowas ansehen wöllte? Foltermethoden und Fiesitäten beeindrucken mich nicht.

4. Wärst du in einem Film lieber Held oder Bösewicht?

Ich kann die Frage nicht beantworten, denn wenn ich etwas nicht kann, dann ist es schauspielern. 😡  Prinzipiell fällt mir aber keine Bösewichtin ein, die ich gerne mal spielen würde. Daher wohl eher die Anti-Heldin. Jodie Fosters Charakter in „Die Fremde in Dir“ hat mir gut gefallen. Ambivalent und reizvoll.

5. Was ist dein liebstes Filmzitat/Buchzitat?

Oha, gefährlich Frage, denn ich liebe Zitate! Nicht umsonst gibt es hier rechts im Blog die „Zitate für die Reise“. Diese rekrutieren sich oft aus guten Filmen. Oder aus guten Büchern. Oder aus Sprüchen von Freunden, Bekannten, Verwandten. Mit der Antwort auf diese Frage könnte ich also einen ganzen Artikel füllen (vielleicht mal eine Idee ;-)).

Außerdem bin ich stolze Besitzerin des schwarzen Buches für Filmzitate. Es ist mein schwarzgewandetes Moleskine und es liegt immer auf dem Tisch, wenn ich einen Film schaue. Darin notiere ich gute Sprüche und Dialoge – weil ich mir sie nicht bis zum Ende des Filmes merken kann. Manchmal sind es auch viel zu viele – bei Fight Club ist es ein wahres Zitate-Gewitter, was da abgefeuert wird.

Im schwarzen Buch haben sich mittlerweile so viele Zitate versammelt, dass es schwer ist, eines zum liebsten Zitat zu küren. Aber das ist auch gar nicht wichtig, denn es muss das liebste, weil passendste Zitat für die jeweilige Situation sein. Manche Zitate dienen mir auch nur als gute und vermeintlich schlagfertige Antwort, wenn mir selbst im wahren Leben mal eine ähnliche Frage gestellt wird. Ein Beispiel für den Büroalltag ist: „Ihre Herablassung weiß ich wie immer sehr zu schätzen.“ (aus „Inception“)

Die folgenden zwei Zitate passen gut – das Erste spricht mir allgemein geschmacklich oft aus der Seele und das Zweite ist gut als Abschluss des Blogstöckchen geeignet:

„Und wenn wir irgendwo auf dieser Welt noch Schönheit begegnen, dann nur weil sie von ihren Verfolgern übersehen wurde.“ (aus „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“)

John Malkovich als Murnau in „Shadow of the Vampire“ sagte über sich als Regisseur und sein Filmteam:
„Wir sind Wissenschaftler, die sich damit befassen, Erinnerungen zu erschaffen.“

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Ich möchte dieses Blogstöckchen und die 5 Fragen weiterwerfen an Emily Byron und Pooly. Ich bin schon gespannt auf Eure Antworten und Empfehlungen!

 

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8 Kommentare zu „Film ab!“

  1. Gruselige Page, voll düster 😀 aber bei den Filmen kann ich dir nur zustimmen! Vor allem FightClub 😉 weiter so!

  2. „Shadow of the Vampire“ fand ich wirklich gut. Und ich mag das Piano im Nekromantik Trailer. Scheint ja ein nettes Filmchen für den Sonntäglichen Familiennachmittag zu sein. 😉

    1. Ha, die Piano-Musik ist sogar soooo gut, dass ich sie sofort nach Lesen deines Kommentars wieder aus dem Gedächtnis abrufen kann und sie mir jetzt aus selbigem nicht mehr rausgeht. Bin gespannt, ob Dir der Film gefällt. Eine Erfahrung ist es auf jeden Fall :D.

  3. Dank Dir hab ich zu dem Film „Freaks“ zurückgefunden. Ich sah ihn das erste Mal als Teenager nachts in einem der dritten Programme und war fasziniert (ich glaube, ich hatte mir sogar den Wecker gestellt dafür). Schon damals beschäftigten mich die alten Filme mit Max Schreck und Boris Karloff mehr als die aktuellen. Untertitel oder komplett stumm – mich schreckt das nicht ab, nur bekloppte Plattitüden a la „Van Helsing“ (ähnlich schlimm wie die „Liga der aussergewöhnlichen Gentlemen“), die sind es einfach nicht.

  4. Ich habe sogar mal im gleichnamigen Musical mitgesungen–eine 1:1-Adaption von diesem furchtbaren Kenneth Branagh-Film (die Musik war allerdings ganz klasse ;-)). Damals haben wir uns vom Kostümkomitee auch nochmal den Film angucken müssen, und ich fand den einfach nur laaaaangweilig. Ganz anders das Buch! Beim Coppola-Dracula gings mir anders: da ist zwar die Geschichte nicht mehr sehr viel Bram Stoker, aber der Film ist trotzdem ziemlich wunderbar 🙂

  5. Oh Gott – ich habe erst auf den 2. Blick gesehen, dass mir dieses „Stöckchen“ übergeben wurde und war ganz überrascht. Also werde ich mal die Tage daran machen etwas passendes zu formulieren 😉

    Frankenstein fand ich auch sehr faszinierend, finde nur das viele Filmversionen die Message des Buches nicht herüber bringen.

  6. Hmmm….Frankenstein ist nicht nur kein Monster, er wird auch zu keinem gemacht, er ist nämlich vielmehr der _Schöpfer_ der sogenannten Kreatur, die bei M. Shelley gar keinen Namen hat. Dass er sich dabei ausgesprochen grausam verhält, weil er die Kreatur sich selbst überlässt und diese dann in Ermangelung einer Perspektive zu morden beginnt, macht ihn auch nicht unbedingt zu einem Monster…. *besserwissermodusaus*
    Ein wunderbares Buch in der Tat, das mir vor allem gefallen hat, weil es so unendlich viel Zeit zum Erzählen hat–es ist ja gewissermaßen auch noch ein Reiseführer für Schottland und die Orkneys :-))))

    1. @Cassia: Du hast ja sowas von recht! Gut aufgepasst, danke Dir für die Korrektur meines Fauxpas. Es ist auch schon eine Weile her, dass ich das Buch gelesen habe, aber Frankenstein ist natürlich der Schöpfer und das Monster ist seine „(die) Kreatur“. Von seinem Schöpfer Frankenstein verlassen und von den Menschen aufgrund seines Äußeren gehasst, verdammt, verfolgt.

      @Pooly: Aber du hast es ja entdeckt! Was „Frankenstein“ angeht geht mir das genauso, die Filme sind alle nur auf plumpe Horroreffekte aus (den mit Robert de Niro hab ich noch nicht gesehen, darüber kann ich nichts sagen, aber die früheren mit Karloff auf jeden Fall). Da kommt die Geschichte und Entwicklung der Kreatur zum Monster gar nicht rüber. Sie tun ihr nur unrecht.

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