Das Vampir-Rezept

Schon manchmal ergriff mich die zarte Vermutung, dass meinen Blog auch einige Österreicher lesen. Der typische Homo Austriacus steht ja dem Morbiden und Skurrilen äußerst aufgeschlossen gegenüber, deswegen ist er auch genau richtig hier ;-)! Jedenfalls die Österreicher, die ich bislang kennengelernt habe, schrecken weder vor dem Tod, Teufel oder Krampus, noch vor handgefertigten Skeletten im Garten zurück. Heute habe ich mal im Keller die Blogstatistiken aus dem Regal geholt und siehe da: 10% österreichische Planetenleser. Auch Josh Wittmann aus Graz gehört dazu – juhu! Wir beide sind von der Kontaktformular-Ebene schnell auf ein sympathisches Gesprächslevel gekommen.

Josh ist als Journalist und leidenschaftlicher Fotograf schon viel herumgekommen und ich erzählte ihm von meinem Reisebericht zum Dracula Schloss. Josh meinte, dass Bram Stoker weniger von Vlad Tepes sondern viel mehr durch Eleonore von Schwarzenberg inspiriert worden sei. Die Fürstin aus Cesky Krumlov in Tschechien hat man schon zu ihren Lebzeiten des Vampirismus verdächtigt. Ich wollte das nicht recht glauben, kannte auch andere Ansichten dazu und wollte mehr Fakten und Informationen. Diese stellt er in seinem Gastbeitrag dar: kurzweilig mit einem Augenzwinkern geschrieben und gleichzeitig sehr informativ.

Gedanken zu Dracula

oder:  Wie ich in einem kleinen tschechischen Ort seine Vorfahren entdeckte…

Wie könnte man einer charmanten Einladung einer Frau widerstehn, die aus der Stadt kommt, in der einst der legendäre ‚Lipsi‘ das Licht der Welt erblickte, in Auerbachs Keller Goethe seinen Faust bemerkenswertes wie: Mein Leipzig lob ich mir. Es ist ein klein Paris…‘ stammeln ließ und wo sich jährlich neben Leseratten auch Gothicjünger aller Art die Hände reichen.

Ein paar Gedanken zu Dracula sollten es sein. Zu Cesky Krumlov. Dieses kleine tschechische Städtchen, in dem der Lauf der Zeit irgendwann eine längere Pause eingelegt haben muss und dass sich nun als Geburtsort einer Legende sieht. Überlegungen zu einer in den letzten Jahren immer umfangreicher werdenden Diskussion über Ursprung und Werden des Herrn Grafen mit seiner nicht enden wollenden Lust, seine Zahnkanülen in frisches, blutreiches und vorzugsweise weibliches Gewebe zu versenken und sich mit einem Gemisch aus zellulären Bestandteilen, Plasma, einer wässrigen Lösung von Proteinen, Salzen und Harnstoffen namens Blut zu ernähren. Sie merken – ich stehe diesen Dingen kritisch aber nicht ganz todernst gegenüber. Haben sie sich beispielsweise schon mal die Frage gestellt, wie der Verdauungsapparat des Herrn Grafen mit so einseitiger Ernährung umgegangen sein mag…?

Wie auch immer – das ist nur eine Sicht der Dinge. Daneben gibt es – durchaus ernst zu nehmend – die literarische Figur des Grafen Dracula, die symbolische Wertigkeit von Körperflüssigkeiten und es gibt auch eine Welt der Phantasie. Und genau dort hat er das Licht der Welt erblickt – geboren aus den Phantasien eines irischen Schriftstellers namens Bram Stoker.

Aber – braucht nicht alles auf dieser (oder auch jener Welt) einen Vater und eine Mutter? Und genau darum geht es. Denn weder die Gestalt des Vampirs, seine literarische Herkunft noch sein Umfeld sind Schöpfungen des irischen Dichters. Bram Stoker griff auf vieles zu, was bereits vorhanden war. Seine Leistung bestand in der Komposition, der Mischung verschiedenster Zutaten. Immerhin schuf er damit eine literarische Gestalt, die auch nach Jahrhunderten zu faszinieren vermag.

Die Zutaten

1. Halloween

Vermutlich war die irisch-keltische Sagenwelt eine Zutat bei der Erschaffung des Grafen. In den Mythen und Sagen der Kelten findet sich ein verführerisches Wesen, das Jünglingen schöne Augen macht und sie anschließend bis aufs letzte Tröpfchen Blut aussaugt (die Symbolik dieser Vorstellung ist umwerfend, gewissermaßen geradezu von zeitloser Aktualität ). Was heute mit amerikanischer Kommerzwut zum Party-Act geworden ist und noch immer Halloween heißt, ist eine weitere, eine mögliche Wurzel. So umstritten die Kontinuität der Festlichkeiten mit den Ursprüngen auch diskutiert wird – es ist ursprünglich die Nacht, in der die Toten für kurze Zeit zurück ins Leben kommen. (Sinnigerweise hat das Christentum die Tage darauf mit dem Totengedenken besetzt).

2. Die Gewitternacht am Genfer See

Trafen sich zum Gespenstertee in der Villa Diodati und schrieben dort (Grusel-)Geschichte: Percy Shelley, Mary Shelley und Lord Byron (Bildrechte: @www.thedailybeast.com)

Lord Byron. Bei allem Respekt – man würde ihn heute als „bunten Vogel“ bezeichnen. Faszinierend in seiner Lebensart, gebildet, rebellisch, Frauenschwarm, promiskuitiv – und nebenbei Dichter und Freiheitskämpfer.  Der Mann, der mit vollem Namen George Gordon Noel Byron, 6. Baron Byron of Rochdale hieß, ist eine Schlüsselfigur der späten, der sogenannten ’schwarzen‘ Romantik. Er reiste lange Zeit mit seinem Freund, dem Mediziner John William Polidori, der sich ebenfalls literarisch versuchte und Novellen schrieb. Es ist das Jahr 1816, in dem Byron sich am Genfer See in der Villa Diodati einmietete. Dieses Jahr war fürchterlich. Nicht nur, dass Europa noch immer an den politischen Umwälzungen durch die Kriege mit Napoleon litt, es war auch ein Jahr ohne Sommer*. Lord Byron lernte am Genfer See auch Mary Shelley kennen. Bei einem Treffen in Byrons Villa hielt sie Dauerregen von Aktivitäten im Freien ab und so begannen sie zum Zeitvertreib der Stimmung entsprechend Schauergeschichten zu erzählen. Dieses Treffen war literarisch überaus fruchtbar. Denn Mary Shelley skizzierte dabei ihren ‚Frankenstein‘, Polidori – der Leibarzt Byrons – griff eine Erzählung Lord Byrons auf und schuf daraus später seine Novelle ‚The Vampyre‘. Die Prototypen für den späteren Grafen Dracula waren geboren.

3. Carmilla

Wieder ist es ein Ire, der für die nächste Zutat verantwortlich zeichnet: Sheridan Le Fanu (1814-1873). Der Schriftsteller schuf 1872 die Erzählung ‚Carmilla‚. Eine mit starken sexuellen, bzw. lesbischen Untertönen durchzogene Gruselgeschichte über eine weibliche Vampirin, die ihr Unwesen in der Steiermark trieb. Die Ortswahl ist erstaunlich, da die Verleger seiner Geschichten immer wieder darauf drängten, dass Le Fanu seine Geschichten im engeren Umfeld, also in Irland oder Großbritannien ansiedeln sollte.

Carmilla
Illustration zu Carmilla 1872 von David Henry Friston (Bildrechte: Wikimedia Commons)

4. Möglicherweise eine unglaubliche Geschichte

Die Geschichte der ungarischen ‚Blutgräfin‘ sollte vielleicht auch noch erwähnt werden. Die kannte man damals ebenfalls. Es ist die Geschichte der Elisabeth Bathory, einer ungarischen Adeligen, die angeblich hunderte Mädchen tötete um in deren Blut zu baden und damit ewige Jugend zu erhalten. Die Geschichte hat historische Wurzeln, wurde aber zu einer herrlichen Gruselgeschichte, die im Laufe der Zeit immer stärker ausgemalt wurde. Ursprünglich dürfte es sich um eine politische Intrige gehandelt haben, die in einer Art Hexenprozess endete. Möglicherweise hat Stoker auch diese Erzählung gekannt. Jedenfalls ist ihr Stellenwert als Zutat für Stokers Roman umstritten.

 

Bram Stoker hatte also eine Menge an literarischen Zutaten: Das Wiedergängertum, die Scheu vor dem Tageslicht, der unersättliche Blutdurst etc. Was da den Phantasien der Dichter entsprungen war, das spielt in Deutschland/Schweiz (Frankenstein), in London und in Griechenland (The Vampyre), sowie in der Steiermark (Carmilla). Nirgendwo taucht ein rumänischer Pfähler auf und Transsylvanien ist fern.

Stoker war Mitglied eines okkulten Zirkels in London. Dort traf er auf einen ungarischen Professor, der ihm die Legenden um Vlad Tepes (1431-1476) näherbrachte. Vlad Draculea – dieser mörderische Walache war ein ziemlich gewöhnungbedürftiger Zeitgenosse. Seine bevorzugte Tötungsart bei Gefangenen bestand darin, dass er seine Opfer mit Vorliebe und unter Ausnutzung natürlicher Körperöffnungen auf Stangen auffädelte und sie derart zur Schau stellte. Vlad Tepes (Tepes = der Pfähler) sah sich als Verteidiger des Christentums  und kämpfte gegen die expandierenden Osmanen. Auslöser war ein vom Papst 1480 ausgerufener Kreuzzug gegen die Osmanen, dem niemand außer Vlad Tepes Folge leistete. Seine frühe Form der psychologischen Kriegsführung war dabei die Pfählung tausender Gefangener und Einwohner eroberter Städte. Wie gesagt – ein liebenswerter Zeitgenosse. Aber abgesehen von dieser enormen Grausamkeit gab es keinerlei Analogien zu den Eigenschaften von Vampiren oder Ähnlichem.

Für Stoker war die historische Gestalt und das Umfeld jedoch so faszinierend, dass er seinen Roman umgestaltete und die Handlung nach Siebenbürgen verlegte. Ob er es seinem Okkultistenfreund zuliebe tat?

Aus Aufzeichnungen ist bekannt, dass Stoker sich besonders von Le Fanu’s Roman ‚Carmilla‘ angesprochen fühlte und er deswegen die Handlung ebenfalls in der Steiermark ansiedelte. Eine sehr fiktive Steiermark übrigens. Stoker hielt es ähnlich wie Karl May. Er bezog alle seine Informationen über die Schauplätze seiner Handlungen aus Armeekarten und Reisebeschreibungen anderer Schriftsteller. Bereist hatte er keinen seiner Schauplätze.

Spätestens jetzt wird sich so mancher fragen: und wie geht’s nach Cesky Krumlov? Sicher nicht auf den Pfaden, die das Filmteam 2007 in dem Fernsehfilm ‚Die Vampirprinzessin‘ gegangen ist.

Die Angelegenheit ist etwas verzwickter. Der Schlüssel ist „Carmilla“, die Erzählung von Sheridan Le Fanu. Stoker war von ihr begeistert und nutzte sie als zentrale Quelle für seinen Roman. Aus diesem Blickwinkel dann lassen sich eine ganze Reihe von Querverweisen finden, die nach Cesky Krumlov führen.

Cesky Krumlov bei Nacht (Bildrechte: Josh Wittmann)

 

Zunächst einmal war das Schloss einzigartig. Und um 2 Besitzer ranken sich einige sehr bemerkenswerte Geschichten. Da wäre zunächst mal die Geschichte des Don Julius d’Austria. Er war der uneheliche Sohn Kaiser Rudolph. II und kam in das Schloss, nachdem das Adelsgeschlecht der Rosenberger verarmte und das Schloss an die Habsburger verkaufte. Dieser Julius fing mit einem Mädchen aus dem Ort ein Verhältnis an und das ging mächtig schief. Don Julius benahm sich gar nicht adelig und schon gar nicht edel. Er verprügelte das Mädchen und fügte ihm nach einem Streit Dolchstiche zu, um sie anschließend aus dem Fenster zu werfen. Ein Misthaufen dämpfte den Sturz und das Mädchen überlebte. Nachdem sie von ihren Eltern gesund gepflegt worden war, verlangte er vom Vater die Herausgabe des Mädchens. Da der Vater sich weigerte, kerkerte er ihn ein und drohte ihm mit seiner Hinrichtung. Nach einigen Wochen gab dann die Mutter des Mädchens nach und brachte es auf das Schloss. Don Julius tötete sie tags darauf, enthauptete es und zerlegte ihren Körper. Dieser Mord erregte in Adelskreisen viel Aufregung, man empörte sich und der Vater des Bastards, Rudolf II., rang sich zu einem ungeheuerlichen Entschluss durch. Er ließ seinen Sohn auf Lebenszeit einkerkern. In der Gefangenschaft verwahrloste Julius immer mehr, wusch sich nicht, aß Insekten (!) und die Dienerschaft wagte es nicht sein Zimmer zu betreten, weil es daraus fürchterlich stank. 1609 starb der offensichtlich Geisteskranke bei einer Sitzung auf der Toilette. Ein Chronist: „Julius, der Bankert, der uneheliche Sohn und Tyrann in Krumlov, gefangen gehalten im Schloss unter den Pelikanzimmern, war auf dem Klo lange, fiel, gab die Seele auf. Das Teufelein hat ihn erwürgt!“

Im Volk blieb die Erinnerung an den Kaisersproß erhalten. Die Legendenbildung machten aus ihm einen vom Teufel Besessenen, der nachts polterte, Fliegen aß und stank….

Das Kaiserhaus verschenkte das unselige Schloss. Die neuen Besitzer waren ein aufstrebendes Adelsgeschlecht aus der Steiermark: die Eggenberger. Vieles, was das Aussehen des Schlosses betrifft geht auf sie zurück. Sie bauen das Schloss aus, errichten eine Bierbrauerei (die übrigens noch immer existiert – das Krumlover Bier heißt heute noch ‚Eggenberger‘) und wie bei ihrem Hauptsitz in Graz** legen sie dem Zeitgeist entsprechend viel alchemistisches Wissen und Zahlenmagie zugrunde.

Fürstin Eleonore von Schwarzenberg mit ihrem Sohn Joseph Adam, um 1727 (angeblich befand sich in diesem Portrait unter dem linken Arm der Fürstin eine Wölfin, die jedoch später wegrutschiert wurde)

1719 starb das Geschlecht derer von Eggenberg aus, es folgten die Schwarzenberger. Und damit wird es wirklich vampiristisch. Denn mit Eleonore von Schwarzenberg bekommt das Schloss eine Herrin, die stark von okkultistischem Denken geprägt war. Sie ließ die Bevölkerung Wölfinnen fangen um sie zu melken. Überzeugt davon, dass diese Milch einen männlichen Nachkommen bescheren würde, trank sie täglich Wolfsmilch. Was schließlich funktionierte und die Fürstin schenkte einem gesunden Knaben das Leben. Permanente Schlaflosigkeit ließ sie in der Nacht leben, tagsüber fiel ihre Blässe und Müdigkeit auf. So berichten Chronisten, dass sich die Bevölkerung über das Wolfsgeheul um das Schloss beklagte. Die Menschen in Krumlov und in der Umgebung begannen zu rätseln und schlussendlich entstand der Verdacht, dass die Fürstin ein Vampir sei. Ein Gerücht, dass bis zum Wiener Kaiserhof drang.

Als Eleonore schließlich im Mai 1741 in Wien starb, wurde ihr Leichnam noch am gleichen Tag nach Krumlov gebracht. Dazu entschloss sich der Kaiser eine ausführliche, überaus hoch dotierte ‚Obduktion‘ durchführen zu lassen. Ein Vorgang, der bei Adeligen dieses Standes keineswegs üblich war. Vieles spricht dafür, dass dabei in gewisser Form so etwas ähnliches wie eine Vampirtötung (vergleichbar mit einer Pfählung durch das Herz) durchgeführt wurde. Fürstin Eleonore von Schwarzenberg fand als einziges Mitglied aus dem Geschlecht der Schwarzenberger keine Grabstätte in der Familiengruft. Sie wurde in der Augustinerkirche in Krumlov bestattet – in einem doppelten versiegelten Sarg aus Stein. Rätselhaft ist auch eines der wenigen Gemälde der bemerkenswerten Frau. Bei einer genauen Untersuchung des Bildes stellte man fest, dass der Kopf aus dem Bild entfernt und später wieder eingefügt wurde. Unter ihrem rechten Arm gab es die Darstellung eines Wolfes die übermalt wurde.

Wer die Geschichte von Sheridan Le Fanu liest wird viele Parallelen bzw. Analogien zu Krumlov, seinem Schloss und den historischen Geschehnissen finden. Stoker greift vieles davon in der ersten Version seines Romanes auf. So findet Jonathan Harker auf einem Grab die Aufschrift: ‚Die Toten reiten schnell.‘  Es ist das Grab eines steirischen Adeligen…

Es ist kaum möglich allen Überlegungen der Autoren, dem Wissen und dem Zeitgeist schlüssig zu folgen.

Aber mit all den Fakten und mit großem Respekt würde ich sagen: Dracula ist ein Kind der Phantasie. Eines, das in Irland gezeugt, in Genf auf die Welt gekommen und in Krumlov aufgewachsen ist. Es hat seine Eltern in der Steiermark und in Tschechien und ist dann ausgewandert um in Siebenbürgen/Transsilvanien ein neues Leben zu beginnen. Aber…

Hand aufs Herz – bei aller Wertschätzung: Würden Sie einen italienischen Pizzabäcker mit deutschem Pass als Deutschen bezeichnen?

*1816 ist das Jahr ohne Sommer. Grund war der Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora 1815, der Mittel und Westeuropa in den Sommermonaten durch den Ascheauswurf einen vulkanischen Winter mit Frost, Dauerregen, Schnee und Eisstürmen bescherte. Es kam zu Hungersnöten und Weltuntergangsstimmung. Die Gründe für diese Wetterkapriolen waren damals unbekannt.

** Graz ist die zweitgrößte Stadt Österreichs und die Landeshauptstadt der Steiermark. Das Schloss Eggenberg liegt im Westen der Stadt und ist UNESCO-Weltkulturerbe.

 

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16 Kommentare zu „Das Vampir-Rezept“

  1. Hallo Josh,

    zum Thema Grausamkeiten gibt es ein sehr interessantes Buch, heisst

    „Grausamkeit und Sexualität“

    Es wird darin viel aus dem Leben bzw. Denken des Marquis de Sade geschildert wie auch sehr viele Foltermethoden aus Zeiten vor Christus bis hin zum 20. Jahrhundert.

    Wenn dieses noch zu finden ist, dann nur in einem Antiquariat.

    Viele Grüße
    Matthias

  2. Ein Tipper hat sich eingeschlichen: Erzsébet (oder eingedeutscht Elisabeth) aber Báthory ohne r. Das hört man vllt raus, weil das a eine für das Deutsche am Wortanfang ungewöhnliche Betonung & Dehnung hat.

    Ja das Baden in Blut hat ihr zuvor ein anderer Gothikautor angedichtet – die Opfer sollen zu Tode gefoltert worden sein.

    Als Vorlage für Dracula sollte Vlad Țepeș noch erwähnt werden, wenn mich nicht alles täuscht, gab Stoker diese historische Persönlichkeit selbst als Vorlage an. Auch hier passt die Übertragung nicht ganz – er mordete durch das Pfählen, das sich verharmlost dann gegengesetzt verwendet beim Vampirtöten wiederfindet. Gepfählt wurde ursprünglich vertikal durch den Körper hindurch.

    1. Hallo Katla!
      Fein Korrektur gelesen – Danke! Den Schreibfehler im Namen der Blutgräfin habe ich vermutlich 50mal überlesen.
      Zu Vlad Tepes: Der wird erwähnt, allerdings als eine Art ‚Nebenerscheinung, weil er für Stoker nur ein Zierat der Romanfigur darstellt. Mir ging es in ester Linie um das literarische Wachsen des Vampirs. Und – ich habe mich auch auf Europa beschränkt. Vorstellungen von Untoten und blutsaugenden Geistern gibt es weltweit. Allerdings auch auf die einzugehen, hätte wohl den Umfang eines Blogbeitrages gesprengt. Na, vielleicht schreib ich mal an einer ‚Fortsetzung’….

      Das Pfählen war übrigens eine unglaublich grausame Todesart, da der Tod nicht sofort eintrat. Der Deliguent wurde auf einen mit Fett eingestrichenen Pfahl gesetzt. Der Pfahl bohrte sich durch das Eigengewicht des Opfers vom Anus langsam durch den Bauchraum bis zur Brust. Bis er das Herz erreichte konnte es Stunden manchmal sogar Tage dauern. Das war die antike, von Vlad Tepes bevorzugte Methode.
      Als Hinrichtungsart im späten Mittelalter ging man etwas anders vor. Dabei grub man auf der Richtstätte eine Grube aus, in die der Deliquent aufrecht und gefesselt gestellt wurde. Danach steckte man ihm ein Rohr zur Atmung (und zum Entweichen der Seele) in den Mund und schüttete ihn vollständig zu. Daruhhin setzte der Henker einen Phahl an und trieb ihn von oben in den Körper. Da diese Strafe bei Kindesmord und Notzucht zur Anwendung kam hatte das Opfer das Recht, die ersten Schläge zu führen.
      Wer mehr über die Abgründe menschlicher Grausamkeit erfahren will: Sterben und Tod im Mittelalter von Norbert Ohler (sehr ausführlich aber leider verdammt teuer…)

  3. solitary_core

    hm mit HPLovecraft hab ich mich leider noch nich befasst, ebenfalls William Gibson oder Stanislaw Lem, auch wenn die letzteren beiden eher Scifi sind statt Horror 🙂

    wobei ein bischen Horror vielen Geschichten eine besondere Würze geben, siehe Alien :>

  4. @solitary_core: Also in der Figur vom Creech ist ja alles verwurstet…sogar Cthulhu scheint mir da mit „drin“ zu sein. ^^

    @Karnstein: Ich mag gerade diese effekthascherische, reißerische Form von Doku (Terra X) gar nicht. Mir fällt es schwer zu verstehen, warum Geschichte heutzutage nur noch als Mystik-Thriller aufgemacht funktioniert. Für mich verlieren diese Dokumentationen – und diese leider besonders – durch dieses ständige Dazwischengefrage a la „Ist das ein Zufall?“ gleich mal extrem an Seriösität. Es soll auf einigen wenigen Kanälen auch noch Dokus geben, die so funktionieren, dass man das Gefühl hat nicht in einem drittklassigen Mantel-und-Degen-Fernsehfilm gelandet zu sein. Mich nervt auch dieses Nachschauspielern von Selbstverständlichkeiten. Man muss natürlich zeigen, wie rauschende Feste beim barocken Adel aussahen (kann man sich ja auch nicht vorstellen) und das beste ist, dass die Eleonore abends selbst in den Zwinger (!) geht, um die Wölfe zu melken… Herrlich! Den Herrn Köppl kann ich in seinem Auftreten auch nicht wirklich ernst nehmen und das
    scheint auch Wissenschaftlern so zu gehen, die tief in der Materie stecken. Ich bin mir mittlerweile auch sicher und stimme da mit Josh überein, dass Stoker von Eleonore von Schwarzenberg wusste und es besteht garantiert ein Zusammenhang mit der Steiermark und Le Fanu, denn Stoker wollte tatsächlich seine Story zunächst in der Steiermark spielen lassen. Hat er ja auch – die Vorgeschichte „Draculas Gast“ spielt dort. Transsylvanien kam ihm dann aber für „Dracula“ gelegener, denn das war noch weiter weg, dadurch viel mystischer und dadurch auch sagenhafter im wahrsten Sinne des Wortes. Außerdem die Mythen um die Strigoi (Wiedergänger)…wie sie generell sehr verbreitet waren im slawischen Raum und am Balkan.

    Übrigens eine der besten Vampirstories, die ich noch so gehört habe, ist von Tolstoi – „Die Familie des Vampirs“. Fand ich wirklich schaurig und in der Geschichte ist es auch bereits so, dass durch den Biss eines Vampirs lebende Menschen infiziert und zu Vampiren werden. Sehr gruselig und irgendwie auch mitfühlend geschildert. Erschienen 1839. Vielleicht ein weiterer Baustein? (oha, ich klinge schon so wie der Erzähler in der Doku…. :-P)

  5. solitary_core

    @Madame Mel : naja nichwirklich, aber wir schmücken die heutigen Geschichten immer weiter aus, wenn ich an einige hochgradige Grafik Novels denke, oder auch einzelne Comics, fällt mir die eine oder andere Verwandschaft der Monster dort auf, Tony Daniel’s „the Tenth“ is zb eine geschickte Verknüpfung von Werwolf und Vampir, verpackt in Biotechnologie und Alien-Mensch-Hybriden, greg Capullo’s „Creech“ is ne Neuauflage von Frankenstein, auch wenn es den Twist hatt, das dessen Moral-Vorgaben eher vom seinen Schöpfer direkt kommen gespeist aus Gedankenkopie als selbst erarbeitet, wobei Creech Mensch,Maschine und Alien auf einmal is, allerdings anfangs eben mit der Seele oder eher dem Bewusstseins eines Neugeborenes, was es leichter machte ihn als Waffe zu missbrauchen …

    2 annähernd gleiche Grundlagen aber eben verschieden erzählt =P

  6. Verehrte Mde Mel, ich kann ihnen versichern, dass es Frauenspersonen gibt, bei denen einem die Vorstellung sie beißen zu müssen, heftigstes Gruseln erzeugt.

    Und was zusätzliche Einfälle betrifft: Ich habe eine perfekte Methode gefunden täglich mit immer heftigeren Gruseln zu beginnen… ich schaue morgens in den Spiegel…..

  7. Hihi, die Ösis sind immer recht speziell, ich mag das 😉 Ein schöner Beitrag mit einem Augenzwinkern! Tja, die Iren sind dafür bekannt, zu tief ins Glas zu schauen (von wegen Tee) und das hat wohl die ein oder andere düstere Phantasie beflügelt. Außerdem ist es immer einfach, etwas auszuschmücken und auszubauen, was schon vorhanden ist. Solche dem Okkultismus zugewandte Menschen wie Fürstin Eleonore waren sicherlich gute Inspirationsquellen für nächtliche Zusammenkünfte. Komisch nur, dass ihr Sohn so ganz „stinknormal“ -im fürstlichen Sinne- war; hätte der nicht aufgrund der guten Wolfsmilch Nachts den Mond anheulen oder um sich beißen müssen? Fazit ist, dass sich die Menschheit immer gruseln will und wenn man nix zum gruseln hat, dann erfindet man halt was 😉 …. mmh, fällt uns denn nichts ein?

  8. solitary_core

    hm interresante Fakten XD

    sicherlich haste auch noch den einen oder anderen Eintrag mit einer Betrachtungsweise des Monsters, was denn nun deren Faszination ausmacht =P

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