Gastbeitrag r@zorbla.de – Musikpassionen

r@zorbla.de ist wieder dabei beim Gothic Friday Teil 3 zum Thema „Schwarzer Fächer der Passionen“ – ich bin wieder happy about it! Aber das ist wohl nicht der einzige Grund, warum er wieder mitmacht, sondern er erklärt es selbst – gleich zu Beginn in seinem Gastbeitrag:

Irgendwie verspüre ich einen gewissen Zwang mitzumachen, Themen zu beleuchten, und z.B. „der Welt“ zu erklären, dass der finster dreinblickende Kerl mit dem langen schwarzen Mantel und dem Hut nicht unbedingt der nächste Serienmörder ist. ( 😯 …dann is ja gut! – Anm. der Planetenkönigin)

Meine Passion ist die elektronische Musik

So lupenrein schwarz ist die nicht immer, nur meistens irgendwie düster. Die Musik ist das Einzige, bei der ich was „Sichtbares“ produziere. Alles andere ist entweder schwer zu fassen oder vielleicht nur halbdunkel. Und alles andere steht in Umfang und Intensität auch hinter der Musik. Deshalb sind die folgenden „anderen Dinge“ von mir nicht unter „Passion“ eingeordnet, sondern eher unter „Vorlieben“ 😉 :

Ich erfreue mich düster-melancholischer Stimmungen. Von der simplen Burg im Nebel, über seltsame Wetterlagen bis hin zu irgendwelchen Lost Places, bei denen ich mir ausmale, was da wohl mal so alles passiert sein mag. An solchen Orten kann ich stundenlang umherlaufen und Details betrachten.

Dann kommen die Gruselgeschichten ohne klares Happy End und mit einer gehörigen Portion Verzweiflung und/oder Mystik. Horror, Vampire, Zombies – was das Repertoire so hergibt. Als Buchstabensammlung oder Bewegtbild.

Musikmachen hat angefangen mit einem alten Commodore 64. Da habe ich noch relativ monotone Moll-Arpeggien geklimpert. Mit dem PC und der Soundkarte kamen dann die Samples, und es wurde etwas technoider. Eines der ersten Stücke, das heute leider nicht mehr existiert, hieß „Filter your coffee“. Ein Bekannter, mit dem ich anfang der 90er häufig ins Dorian Gray (Techno Club in Frankfurt am Main) fuhr, bekam von mir eine Kassette, auf der das drauf war. Sein Kommentar: „Bleib mir weg mit dem EBM-Scheiß!“. Die grobe Richtung war also schon mal vorgegeben.

Ich habe zunächst nur in meinem stillen Kämmerlein für mich gebastelt und auch mit meinen zwei Technics SL1210MkII ein bischen Heim-DJ gespielt. Dabei lag aber auch 80er-Pop, 90er-Techno und 00er-Trance auf dem Plattenteller.

anorkia-deeper-into-the-voidEnde 2001 veranstaltete Rudy Ratzinger erstmals einen :wumpscut: Remix Contest, an dem ich natürlich teilnahm. Mein Mix war so ein bisschen Old-School Elektropop und wurde als einer der vier Gewinner auf einer der beiden MCDs veröffentlicht.

Im Rahmen dieses Ereignisses wurde ich letztlich zur schicksalgeprüften Cyberband Anorkia hinzugezogen, deren eine aktive Hälfte ich jetzt noch bin. Dr3w, der andere Teil der Band, schreibt die Texte. Etwa die Hälfte der Texte schreibt er auf Instrumentals von mir, die anderen Texte hat Dr3w schon grob umrissen, bevor ich Musik liefere.

Wir haben bisher ein „Demo“, ein „Album“, eine „EP“, einen Einzeltrack auf einer Compilation auf CD und einen Einzeltrack auf einer digitalen Compilation veröffentlicht. Weiterhin existieren noch einige Tracks / Mixe, die schon kostenlos als MP3 veröffentlicht wurden. Zum Reinhören: Dirty Angel – Anorkia

anorkia-band-fotoInhaltlich verfolgen wir einen mystisch-philosophischen Ansatz sowie die schräge elektronische Klangwelt. Wir werden von Fans als „EBMs“ bezeichnet, und die Texte befassen sich mit recht abgründigen Themen mit viel Spielraum für Interpretationen.

Zudem beteiligte ich mich rege an diversen Remix Contests (mit gutem Erfolg) und bastelte auch noch in meinem stillen Kämmerlein ein paar eigene Sachen – nicht nur düstere EBM/Elektro/Industrial Klänge, sondern auch ein bisschen mehr Trancig-Technoides, das wohl auf meine Frankfurter Zeit zurückgeht.

Zum Reinhören: Von 2006 der „Klassiker“ Poison Of Mind

Die Musik an sich, also das Machen derselben ist für mich der entspannende Ausgleich vom Alltag. Auch wenn einiges dieser Musik von anderen eher als anstrengend empfunden wird. Je nach Stimmung versuche ich Verschiedenes herzustellen: Klanggebilde, die den Empfindungen meiner visuellen Wahrnehmung entsprechen. Also z.B. einem verfallenen Gebäude in einer schummrigen Beleuchtung, in dem einem vielleicht etwas mulmig werden kann, und in dem man bei genauem Hinsehen doch noch einige Details finden kann. Ich finde, dass Dirty Angel und Response Derartiges bieten.

Ein anderes Mal versuche ich einen elektro-industrialmäßigen Clubsound zu finden, den ich in dem Moment für wichtig halte, oder ich tobe mich mit dem Verzerrer aus und schaffe eher Lärm als Musik 😉
Oder ich möchte – falls ich mal dazu komme, einen Text zu schreiben – den Zuhörer dazu verleiten, eine bestimmte aber nicht eindeutig festzumachende Vorstellung zu entwickeln, die irgendwas mit Angst und Schrecken zu tun hat (=> Waldspaziergang).

(M)eine Leidenschaft hält sich nicht unbedingt an irgendwelche Genres. Genauso wie in den anderen Beiträgen und anderen Bereichen ist auch meine Musik-Passion nicht ausschließlich in eine Richtung orientiert.

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5 Kommentare zu „Gastbeitrag r@zorbla.de – Musikpassionen“

  1. Pingback: Gothic Friday März - Resümee

  2. @Robert … vermutlich klappt das mit dem anti-Serienmörder auch so gut, weil mein grimmiges Gesicht nicht so gut klappt (Siehe „Abwehr“ Argument aus früherem GF) 🙂

    Bezüglich der Musik: Vielen Dank schon mal. Immerhin mit einem Titel getroffen… Unsere (meine) Bandbreite ist da relativ hoch. Mit ein bischen Glück und Arbeit schafft Anorkia in 2011 wieder ein paar Schrittchen voranzuschreiten…

  3. Es freut mich sehr das du deinem inneren Zwang gefolgt bist und versucht hast, deinem Serienmörder Image entgegenzuwirken. Und ja, es scheint Dir gelungen, denn als potentielle Gefahr schätze ich Dich nicht ein, latent schwarz und leidenschaftlich elektronisch ja, aber wer das mit dem Tod in Verbindung bringt, liest auch merkwürdige Tageszeitungen.

    Das von Dir vorgestellte Stück „Dirty Angel“ gefällt mir in der Tat sehr gut, den von Dir beschriebenen Ansatz kann ich durchaus nachvollziehen, der komplexe Teppich aus Klang und Musik den du da ersonnen hast gefällt mir gut, werde mir im Laufe des Abends auch die anderen Stücke einverleiben.

    “Cyber” sollte sich auch auf Anorkia als Band beziehen (Verbunden nur durch Technik!), nicht auf den Inhalt.

    Anders konnte es auch nicht sein, den Cyber und Inhalt existieren nur selten im gleichen Universum 😉

  4. Da kann ich mal ganz kurz antworten:

    Mit Schicksalgeprüft meine ich die diversen Umbesetzungen und Pausen.

    „Cyber“ sollte sich auch auf Anorkia als Band beziehen (Verbunden nur durch Technik!), nicht auf den Inhalt.

  5. Also ich weiß ja zwischenzeitlich, was für ein „Soundlabor“ in Deinem „stillen Kämmerlein“ wirklich steckt und finde es als reine Musikkonsumiererin wirklich beeindruckend, was Du/Ihr da so für Klanggebilde zusammenbastelt. Allerdings würde ich es nicht als Cyber einstufen, sondern auch eher als EBM, manches als Electropop-Futurepop sehen. Das einzige Stück, was eher so in die Cyber-Richtung geht ist m.E. nach der „Waldspaziergang“, aber sonst…? Und warum ist Anorkia „schicksalgeprüft“?

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